Idole sind auch nur Menschen – aber was für welche!

Warum in drei Teufels Namen soll man sich ein Buch über wichtige und/oder berühmte Personen der Zeitgeschichte zulegen – womöglich noch für teures Geld –, wo es doch in Zeiten von Wikipedia, IMDb, h2g2 oder allmusic möglich ist, sich alles Wissenswerte über einen auch nur ansatzweise relevanten Menschen mit ein paar Klicks umsonst aus dem Internet zu besorgen?
Buchcover
Nun, weil es ein liebevoll gestalteter Tributband ist, den man als Fan mindestens einer der insgesamt 100 vorgestellten Publikumslieblinge, Helden und Abgötter gern im Regal stehen hat. Dass die einzelnen Artikel informativ und interessant sind, darf man voraussetzen, und wer das tut, wird nicht enttäuscht. Die Biografien sind detailliert und exakt, wie es sich für ein seriöses Nachschlagewerk gehört. Freilich: Kein Lexikon ist vollständig. Wer es darauf anlegt, wird selbst in der Encyclopedia Galactica Lücken finden. Aber um eine penible Auflistung der Daten ging es den Verfassern auch gar nicht. Jedes Idol erhielt seine 4 bis 5 Seiten, und es gelang trotz eines verständlichen Ansinnens nach Straffung klarzumachen, warum dieser Jemand zu einem Symbol für ein ganzes Genre oder eine Zeit avancierte.
Geschrieben in einem reportagehaften Stil und mit leichtem Humor, gelingt die Balance zwischen journalistische Distanz und normalsterblicher Ehrfurcht. Um es deutlich zu sagen: Dieses Lexikon ist keine Hommage! Eine unangenehme Figur wie beispielsweise Adolf Hitler wird nicht verschwiegen. Ebenso wenig verzichtete man auf Fidel Castro oder Che Guevara, die auch nicht jedem in den Kram passen dürften. Aber da waren die Urheber dieses Lexikons anerkennenswerterweise konsequent.
Natürlich, der Knackpunkt dieses Buches ist die personelle Zusammenstellung. Wer ist drin, wer nicht?! Es ist anzunehmen, dass es über diese Frage bereits bei der redaktionellen Konzeptfindung beleidigte Gesichter gegeben hat. Viele werden stinkig sein, dass ausgerechnet ihr Favorit fehlt. Aber, das muss zugestanden werden, die Auswahl der Autoren ist bestechend schlüssig. Ein Weltstar, so wird im Vorwort richtigerweise klar gemacht, ist noch lange kein Idol. Clint Eastwood, Charles Bukowski, Niki Lauda, Ludwig II. von Bayern, Hugh Hefner oder Buffalo Bill – doch, ja, sie alle haben bei gewissenhafter Abwägung sowohl ihren Platz in der Geschichte als auch in diesem Buch verdient. Ihre Strahlkraft hinweg über die Zeiten ist unbestreitbar. Und auch bei Udo Lindenberg oder Steffi Graf mag man nicht meckern, immerhin ist es ein „deutsches“ Buch. Ein US-amerikanischer oder französischer Autor hätte sicherlich eine weitgehend andere Auswahl getroffen, aber dass man einheimischen Berühmtheiten zu ihrem Recht verhelfen wollte, ist nachvollziehbar und akzeptabel.
Obwohl … na ja, hm, dass David Bowie ausgespart wurde, Udo Jürgens hingegen nicht, das mag verstehen, wer will. Hrrmpf!!

  • Clint Eastwood ist drin, das macht es für mich interessant.

  • Hört sich richtig gut an, krieg ich als Weihnachtsgeschenk leider nicht mehr hin! Vielleicht im nächsten Jahr. Und Harry, hast du schonmal überlegt, tiefer in die Kritiker-Branche zu stoßen? Wie du das machst, ist schon alle Achtung!
    Schöne Weihnacht!

  • Hey, ich bin auch ein Eastwood-Fan. Na ja, dass sieht man wohl bereits an meinem Nickname. Und danke für das Lob, Mumpitz. So etwas baut auf.

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