fridas Filmkritik: James Camerons „TITANIC“- jetzt noch einmal in 3D im Kino
Am 15.04. jährt sich zum 100sten Mal der Untergang der „RMS Titanic“. Aus dieser rundum ausgezeichnet dokumentierten Katastrophe machte im Jahr 1997 auch US-Regisseur James Cameron einen Spielfilm, mit Kate Winslet und Leonardo di Caprio in den Hauptrollen, deren Karrieren durch diesen Film einen ungeheuren Schub erhielt.
Camerons „Titanic“, mit 11 Oscars® gekrönt, erwies sich als erfolgreichster Spielfilm aller Zeiten, bis sich James Cameron mit „Avatar – Aufbruch nach Pandora“ selbst von diesem Thron stieß. Dennoch ließ (und lässt) das Thema „Titanic“ Cameron nicht mehr los. Er unternahm selbst mehrere Tauchgänge zum Wrack der „Titanic“, die er in einem Dokumentarfilm dokumentierte („Die Geister der ‚Titanic‘, 2005, im IMAX-3D-Format).
Mit „Avatar“ hatte James Cameron bereits einen perfekten 3D-Spielfilm vorgelegt. Und jetzt – passend zum Unglücksjubiläum – nach über 2 Jahren digitaler Bearbeitung bringt er nun auch seine „Titanic“ als 3D-Version ins Kino. Es hat sich gelohnt, meiner Meinung nach. War ich schon seinerzeit vom analogen 2D-Original mehr als angetan, begeisterte mich jetzt die 3D-Version dieses perfekten großen Hollywood-Kinos in Reinform.
Zugegeben: Ich bin ohnehin ein Fan der 3D-Technik, woran „Avatar“ einen nicht unerheblichen Anteil hat, und nehme gern den „Nachteil“ in Kauf, dass man eine Brille tragen muss und Brillenträger wie ich dann eine zusätzliche Brille über die Brille stülpen müssen. Wobei es sich ja nicht mehr um diese seltsamen Pappgestelle aus der Urzeit der 3D-Technik handelt, sondern die heutigen 3D-Brillen eher Sonnenbrillen ähneln. Und die Kinos, seien es hier in Düsseldorf die drei Multiplexe oder das „Atelier“, welches zur „Metropol-Gruppe“ gehört, haben gehörig in ihre 3D-Technik investiert.
Die 3D-Version von „Titanic“ verleiht dem Film einen ganz eigenen Reiz. Da 3D den Zuschauer mitten ins Geschehen zieht, sind wir immer direkt dabei: Einer der nahezu unbeschädigt gebliebenen Kristalllüster im Wrack des Schiffes schwebt inmitten von Plankton vorbei, scheinbar zum Greifen nah. Später pflügen dann Leo und Kate in der wohl berühmtesten Szene des Films an der Spitze des Schiffes auf uns zu, dann schrammt das Schiff am Eisberg vorbei, und die großen Eisbrocken fliegen in den Zuschauerraum – nein, alles nur virtuell, aber höchst lebensecht.
Auffällig ist das geänderte Größenverhältnis zwischen Personen und Technik. Gegenüber der äußeren und inneren Größe des Schiffes, immerhin das seinerzeit größte Passagierschiff der Welt, wirken die Menschen wie geschrumpft – wenn die Heizer vor den Öfen schuften oder die Maschinisten sich zwischen den Antriebskolben bewegen, oder aber auch, wenn die Passagiere an Bord gehen oder es sich im Luxussalon gut gehen lassen.
Von den gut 197 Minuten Spieldauer sind ja rund die Hälfte dem Untergang des Schiffes gewidmet. Und mit 3D ging offensichtlich auch eine Überarbeitung des Tons einher. Das Schiff ächzt, schreit und kracht, mit einem dumpfen Grollen, das den unaufhaltsamen Untergang ankündigt und begleitet. Im fast physisch zu fühlenden eiskalten Wasser kommen die Schiffswände auf uns zu und erzeugen eine klaustrophobische Atmosphäre, der man sich kaum entziehen kann.
Die verzweifelten Menschen krabbeln ameisengleich hoch auf das sich steil aufbäumende Heck. Die riesigen Schiffsschrauben heben sich dabei aus dem Wasser, als würde gleich ein unfassbar schreckliches Alien aus der Tiefe hervortauchen. Und dann – als das Schiff auseinander bricht – geht es hinab in die Tiefe, dass einem fast schwindlig wird. Die suggestive Kraft des räumlichen Sehens verleiht dem Untergang der „Titanic“ einen fast schon „hyperreal“ zu nennenden Touch und gibt dem Zuschauer mehr als nur eine Ahnung davon, welches Drama sich während des mehrstündigen Todeskampfes des Schiffes abgespielt haben mag. In der 3D-Version entwickelt das tragische Geschehen letztlich eine ganz eigene Tiefe, in der am Ende Mensch und Technik gleichgestellt als Verlierer dastehen.
Erhellt von Scheinwerfern in der schwarzen Nacht von rund viertausend Metern Tiefe schimmert das rostüberzogenden Wrack der „Titanic“ fast überirdisch schön, aber der im Sandboden ruhende menschliche Nachlass zeugt davon, dass es sich hier nichtsdestoweniger um eine riesengroße Grabstelle handelt. Mit Wirkung ab 15.04.2012 wurde das Wrack unter den Schutz der „UNESCO-Konvention zum Schutz des Kulturerbes unter Wasser“ gestellt. Dies hilft nicht gegen das schleichende Verschwinden, verursacht durch unzählige eisenfressende Mikroben, aber vielleicht hilft es gegen weitere Plünderung und Grabschändung.
© frida 2012
Mumpitz
16. Apr 2012
Sehr schön geschriebene Kritik, obwohl mich der Film selbst und auch die 3-D-Technik weniger interessieren. Ich hab mal „König der Löwen“ als 3D-Film geguckt, der Effekt war ganz nett aber nicht besonders aufwertend, wie ich fand. Ich hab übrigens auch keinen Plasma-Flachbildschirm und eine uralte Hifi-Anlage mit kleinen 3-Wege-Boxen aus den 80er Jahren. Mich für die neuesten Techniken zu interessieren hab ich immer wieder bewusst versucht, aber irgendwie will es mir nicht gelingen. Ich könnte auch gut weiter mit Wählscheibe telefonieren… 😉