Pendeln zwischen Fantasie und Wirklichkeit

Andreas Gers: Die Pendler – eine Rezension

Andreas Gers ist Schelmendichter und Gitarrenbarde. Und Landschaftsökologe. Also jemand, der viel rumkommt. Seit vielen Jahren reist er als Künstler von Auftritt zu Auftritt, als klassischer Berufspendler fährt er zwischen seinem Zuhause im Münsterland und seiner Arbeitsstelle im Ruhrgebiet hin und her. Gelegenheit genug also, sich die Menschen und die Umwelt genau anzuschauen. Und die vielen Fahrten haben dem „Großen Mumpitz“, wie Andreas Gers von seinen Fans liebevoll genannt wird, bei seinem satirischen Treiben bestimmt nicht geschadet. Ein feines Gespür für die großen und kleinen Dinge des Lebens sowie eine scharfe Beobachtungsgabe zeichnen den Künstler seit jeher aus.

Die Pendler


Andreas Gers‘ erster Roman heißt „Die Pendler“ und handelt denn auch von einer Gruppe von Leuten, die mit der Bahn tagtäglich einen Wechsel zwischen Wohn- und Arbeitsort vornimmt. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Notorisch nörgelnd über Fremdbestimmung im Beruf und Langeweile, geraten die Pendler in den Blickwinkel eines fantasiereichen Autors, den die Damen und Herren bitten, über sie was Peppiges, Spannendes, Fetziges zu schreiben. Der Autor soll ihnen mit seiner Schriftstellerkunst den eintönigen Trott des Alltags erträglicher machen. Aber nicht zu viel. Nur so ein bisschen. Aber der Schriftsteller ist nicht zu bremsen, die Geschichten werden immer verrückter und wirrer … und das hat Folgen!

„Die Pendler“ ist nicht unbedingt ein ulkiges Buch, wie man es von dem Autor erwartet hätte. Oh, das Werk ist durchaus lustig, enthält der Stoff doch Skurriles und Amüsantes genug, dies aber wird mit ironischem, manchmal auch gesellschaftskritischen Untertönen und sprachlich locker-flockig serviert. Irgendwie pendelt das Ganze stetig zwischen Sartre und Mumpitz, viel steht zwischen den Zeilen. Ein intelligenter Lesespaß!

Titel: Die Pendler
Autor: Andreas Gers
Verlag: Edition Ecrilis
ISBN: 978-3944554198

(Cover bereitgestellt von Andreas Gers)

  • Ich stimme zu.Und spannend ist er auch. Der Lesespaß.“ Als
    Künstler…“ “ und beruflich „, der Unterschied jefällt mir nüscht.Das ist misverständlich, Harry will wohl sagen,der Ökologe Gers rettet den Künstler Gers davor,in der Mittagspause am Hungertuch zu nagen.

  • Eigentlich wollte ich mit der Unterscheidung sagen, dass Andreas Gers als Künstler von hier nach da springt, beim herkömmlichen Broterwerb aber ein klassischer Pendler ist. Es ist nicht so ganz einfach, beides sprachlich zu trennen. Ob Künstler oder Ökologe, beides ist bei Andi sicher sowohl Beruf als auch Berufung, beides ist bei ihm wohl auch kein Nebenjob oder weniger wichtig. Nur: Der Beruf des Ökologen ist halt kein künstlerischer Beruf. Oder doch?

  • Grüß Dich, Harry!Die Frage musste an Andy stellen. Wichtig ist der Beruf des Ökologen wohl seeeehr.Ob er im Weitesten Sinne als künstlerisch laufen kann – Achselzucken, kommt wohl darauf an, welche Aufgaben ihm gestellt werden.Mir scheint, Kreativität ist wohl bisweilen nötig. He, Andy, was sagt der Weise aus Wald und Flur?

  • Hi zusammen, erst einmal vielen Dank, Harry!
    Ökologie und Kunst haben bei mir gemein, dass sie sich gegenseitig leider die Zeit stehlen ;). Die Pendler haben mit der Ökologie allerdings nichts zu tun. Deshalb ist der Verweis auf meinen Beruf tatsächlich etwas irreführend, finde ich. Ich würde auch gar nicht unterscheiden, was Beruf und was Kunst ist. Dass ich meinen Lebensunterhalt mit der Ökologie verdiene, ist eher Zufall, hätten sich andere Wege gekreuzt, wäre es vielleicht die Kunst geworden, und ich würde mich als Ausgleich und Hobby für die Natur einsetzen.

  • Verzeihung, dass es Irritationen gab. Ich wollte nicht ausdrücken, dass das Eine weniger wichtig als das Andere ist. Ich hab es jetzt mal umgeändert und hoffe, dass die neue Formulierung die allgemeine Zustimmung trifft.
    Bei mir verwandelt sich die Kunst immer mehr zu einem Job, bei dem nackte Zahlen regieren. Kunstgewerbe … Von daher sind bei mir die Kunst und der Beruf grundsätzlich immer gleichwertig. Leider, eigentlich … Na ja, ich mache meinen Schnitt, aber bei mir ist der Idealismus raus.

    • Kunst ohne Idealismus? Glaub ich dir nicht, Harry, na klar, Enttäuschungen und Frust haben dir die rosarote Brille abgenommen – aber ich spüre in deinem starken Engagement immer noch nackte Lust und Leidenschaft genug hinter den nackten Zahlen… 😉
      Ach so: die Umformulierung ist ok so, danke!

  • Der Witz ist, ich habe keine schlechten Zahlen. Sonst hätte ich mich nicht so lange gehalten. Ich hab auch genügend „sichere Bänke“ in meiner Kartei. Und eine rosarote Brille habe ich nie aufgehabt, dafür war der Fight von der allerersten Veranstaltung an zu hart.
    Ich bin allerdings auch jemand, der gern etwas herumexperimentiert, Risiken auf sich nimmt und auch mal in einen Künstler reininvestiert. Es ist schon seltsam, wie wenig – oder besser gesagt: dass von so wenigen Leuten – auch mal was zurückkommt. Das enttäuscht!

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