Quatsch ohne Titel

Ich schreibe heut, nehm ich mir vor
und hör es klingeln schon im Ohr
ruckzuck, ganz schnell, Du glaubst es nicht
für Dich ein kleines Quatschgedicht.

Stell Dir mal vor, Du sitzt im Baume
und naschst genüsslich Nachbars Pflaume,
da siehst Du wie sein schwarzer Hund
chamäliongleich wird kunterbunt.

In dem Moment der Nachbar rast
herbei um Dich von deinem Ast
mit seiner Heugabel zu holen.
Du grinst ganz breit und unverhohlen.

Des Nachbarn Kopf wird blau vor Wut
und ebenso färbt sich sein Hut,
sein Körper blinkt drauf neongleich
Aufregen ist sein Himmelreich.

Las Vegas ist echt nichts dagegen,
er blinkt und blitzt total verwegen
mit Energie aus Wutesglühen
bringt er ein Feuerwerk zum sprühen.

Die nächste Pflaume geht zum Mund.
Nun eilt herbei der bunte Hund
dem all das Blinken nicht geheuer
und auch nicht Nachbars Funkenfeuer.

Das muss doch zu vertreiben sein!
So beißt dem Nachbarn er ins Bein,
der kreist die Gabel überm Kopf,
doch Himmel hilf, der arme Tropf:

Vor lauter Wut und Gram und Kraft
Ist er so stark, dass er es schafft:
die Gabel wirkt wie Flugrotoren
er fliegt davon und ist verloren.

Der bunte Hund schaut hinterher
Du lachst, na das war ja nicht schwer!
Und die Moral von der Geschicht’:
Schimpf wegen ein paar Pflaumen nicht!

  • Nun, dieses Quatschgedicht hat es natürlich in sich! Zunächst die äußere Form; neun Strophen weisen darauf hin, dass der Dieb insgesamt neun Pflaumen genascht hat… also durchaus vorstellbar, dass dieses zu einer starken Provokation des Geschädigten führen muss, zumal der Dieb offensichtlich nicht aufhört damit.
    Dann dieses stringente, sich durchhaltende doppelte Paarreim-Muster. Es vermittelt deutlich die Komplizenschaft zwischen buntem Hund und Dieb, und damit die Chancenlosigkeit des Geschädigten, sich zu wehren.
    Nun, inhaltlich bietet das lyrische Werk ebenfalls viele Ansatzpunkte der Ungeheuerlichkeit des ganzen Vorgangs. Bücher wären damit zu füllen, hier nur einige wenige Beispiele: „ruckzuck“ (1.Str. 3.Z.), weiter in Strofe fünf dann „blitzt“ und „sprühen“ oder auch „Kraft“ und „stark“ in Strofe 8.
    Besonders auffällig das Farbenspiel, dass die innere Zerrissenheit und Buntheit der Welt nach außen projiziert.
    Die Frage bleibt offen, wohin der arme Pflaumenbesitzer fliegt. Sicher ist jedoch, dass er so schnell nicht zurück kehren wird.
    Etwas schade die Ausführung der Moral, die dem Leser hier aufgezwängt wird. Bilde er sich doch selbst sein Urteil, auf welcher Seite er steht!
    Meine Empfehlung: dieses Gedicht sollte in keinem Lesebuch der Oberstufe fehlen!

  • irgendwie glaub ich weiß ich jetzt, warum ich die Analyse Klausuren damals immer verkackt hab 🙂
    ich finds einfach nur lustig – das Quatschgedicht

  • Manu, ich hätte mein eigenes Gedicht nicht so interpretieren können, wie Mumpitz es gemacht hat. Ich hab’s einfach runtergeschrieben, so wie ich es vor mir gesehen habe 😉

  • Uff!! Also dieser Mumpitz, der schafft mich (hehehe). „Durchhaltende doppelte Paarreim-Muster“ – Au weia! Ey Mann, Mumpitz, alter Turbo-Analytiker, im Zivilberuf bist Du bestimmt Lehrer, stimmt’s?

    • Falsch! So eine unglaublich tiefschürfende und kluge Interpretation kriegt kein Lehrer hin! Dann schon eher ein Schüler…

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