Anruf aus Auckland
„Mama, ich bin in einem ganz tollen Haus mit Riesenfenstern und großem Garten, direkt am Wasser und mit Blick über ganz Auckland! Ich wünschte, Du könntest dass sehen!“ Die Begeisterung meiner Tochter sprudelt nur so aus ihr heraus. Die Kinder sind gut angekommen, mit einstündiger Verspätung, das hatte ich in den frühen Morgenstunden schon auf der Internetseite von Emirates gesehen. Die Frage, wie Anna den Flug verkraftet hat, beantwortet sich von selbst, als ich aus dem Telefon ihre Stimme höre. Sie möchte mir alles auf einmal erzählen.
Sie hat schon 100 Fotos gemacht. Sie hat ein beeindruckendes Hochhaus in Dubai gesehen („Dubai ist toll“) und der halben Gruppe ist schlecht geworden, weil sie das Essen im Flugzeug nicht vertragen hat. Aber Anna geht es gut und sie fühlt sich bei der Gastfamilie richtig wohl. Das zu hören tut gut.
Anna hat nun den Nachmittag frei und ab morgen geht sie drei Tage lang in die Takapuna Grammar School, wo unsere Gruppe zusammen mit den dortigen Schülern an einem Wiederaufforstungsprojekt teilnimmt. Ich bin gespannt, wie es ihr gefallen wird.
In der Schule spiegelt sich auf sofort sichtbare Weise die Staatsform Neuseelands wieder. Neuseeland gehört zum Commonwealth of Nations. Es ist eine unabhängige parlamentarische Monarchie mit Königin Elisabeth II. von England als Staatsoberhaupt, die von einem Generalgouverneur repräsentiert wird. Dieser hat jedoch keinen Einfluss auf das frei gewählte Parlament.
Aus der Nähe zum englischen Kulturkreis ergibt sich unter anderem, dass die Schüler Schuluniformen tragen und auch die Schullaufbahnen dem englischen Vorbild entsprechen.
Die Zugehörigkeit Neuseelands zum Commonwealth lässt sich bereits an der Flagge erkenne, die die britische Flagge und die vier Hauptsterne des Sternbildes „Kreuz des Südens“ enthält, das nur auf der Südhalbkugel der Erde zu sehen ist. Wer mag, sollte die neuseeländische Flagge mal mit der australischen vergleichen. Dort ist das Kreuz des Südens mit allen 5 Sternen abgebildet.
Das neuseeländische Wappen erzählt viel von der Geschichte des Landes. Es zeigt in seinen vier Quadraten die Sterne des Kreuz des Südens, eine Garbe Weizen, die auf die großen landwirtschaftliche Nutzflächen hindeutet, ein Schaf als Verweis auf die Wollproduktion (es gibt in Neuseeland mehr Schafe als menschliche Einwohner) und zwei gekreuzte Hammer als Zeichen für Bergbau. Im Mittelteil finden sich Schiffe, die auf die maritime Tradition verweisen. Links und rechts repräsentieren eine europäische Frau und ein Maori-Krieger die bevölkerungsreichsten Ethnien des Landes.
Die Maori sind die indigenen Einwohner Neuseelands, die sich noch sehr viel von ihrem Nationalstolz bewahrt haben. Selbst junge Maori tragen wieder das Tā moko, eine Körper- und Gesichtstätowierung, die Rückschlüsse auf Herkunft und Rang des Trägers zulässt.
Auckland ist die größte Stadt Neuseelands. Im dortigen Ballungsraum leben mit 1,3 Millionen Menschen fast ein Drittel aller neuseeländischen Einwohner. In der Stadt finden sich Tradition und Moderne nah beieinander. Das viktorianische Gründerviertel wirkt pittoresk, wie ein zu groß geratenes Puppenstübchen. Die modernen Bezirke unterscheiden sich dagegen kaum von europäischen Innenstädten.
Die Gastfamilie hat Anna bereits verschiedene Unternehmungen angeboten und so wird sich sicher von der Stadt einiges zu sehen bekommen. Und wenn das Wetter es zulässt, nimmt sie auch ein Bad im Meer. Der Steg ist gleich am Haus.
Wenn ich ehrlich bin, würde ich im Moment gern mit ihr tauschen.
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Bildquellen: Auckland: Songline, andere: Wikipedia (gemeinfrei)
Mädchen am Meer: Annas Gastfamilie
Mumpitz
21. Mrz 2010
Wenn ich ehrlich bin: ich auch. Nimmst du mich mit?
Hulemule
21. Mrz 2010
Wenn ich ehrlich bin: Ich würd auch gern mit ihr tauschen – aber nur was den Ort angeht 🙂 Alterstechnisch bleib ich lieber bei meinem – und könnte mir vorstellen Auckland und Dubai mit anderen Augen zu sehen, andere Erfahrungen zu machen … Ach ja – Neuseeland kommt unbedingt auf meine ToDo Liste