Summa cum laude

So ein kleiner Danke-Zettel ist nicht genug. Nicht heute. Heute werden es ein paar Worte mehr sein, und sie liegen nicht einfach auf Deinem Tisch, sondern sind hier, damit es jeder sehen kann.

„Wirst Du mit ihr klarkommen?“, wurde ich gefragt. Gespannte Erwartung in den Augen der Jungs. Sie wissen es. Sie wissen, dass ich mit Frauen nichts anzufangen weiß. Dass ich verrückt werde, wenn ich mir Gespräche über Styling, Klamotten und Schuhe anhören muss. Dass ich nicht mitreden mag, wenn es um Tupper-Parties, Diäten und die Pseudo-VIP-Schickeria geht.
„Ja klar“, sagte ich, denn du bist anders. Aufatmen beim Chef.

Zu dritt in einem Büro. Zu dritt sich austauschen, unterstützen und lachen, dass es durch den ganzen Altbau schallt. Zu dritt den Frust teilen, der schon mal aufkommt. Nicht einmal gestritten, in diesen Jahren zu dritt.

Und Du einfach da. Zur Stelle, wenn man dich braucht, mit einer Selbstverständlichkeit, die ich bewundere. Du wurdest mein Ohr in der Zeit. Zuhörerin, die nicht abschweift, während ich erzähle. Aufmerksamer Mensch, der mein Erzählen erst möglich macht. Kein Kommentar von Dir zur falschen Zeit. Kein Aufgreifen meiner Gedanken, nur um die eigenen loszuwerden. Sondern Austausch. Da-Sein. Mich sein lassen und annehmen.

Ich erzähle nicht von mir aus von mir. Dir schon. In Zwiegesprächen, sicher im Vertrauen auf Vertraulichkeit.

Und dann wurdest Du Burg. Meine Zuflucht, meine Freiheit, mein Halt.

Uns fängt niemand ein. Dich nicht, und mich auch nicht. Wir brechen aus, wenn man versucht, uns zu halten. Brauchen die Freiheit, gehen zu dürfen, um bleiben zu wollen.

Wir sehen das Gras auf der anderen Seite des Zaunes. Haben erkannt, dass das dort scheinbar saftigere Grün einem intensiven Blick nicht standhält. Und leben im Hier und Jetzt. Keine Zweifel mehr. Den Augenblick auskosten. Niemandem Rechenschaft schuldig, außer uns selbst.

Freundin ist das falsche Wort für Dich. Vertraute kommt nah dran. „Meine Burg“ drückt es aus.

Die HVP hast du bestanden. Lange schon.
Summa cum laude

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Für Bibu

  • *Als Erklärung:
    Im Baurecht gibt es die UVP, also die Umweltverträglichkeitsprüfung.
    Bei uns im Büro gibt es die SVP, also die Songlineverträglichkeitsprüfung. Die natürlich nicht SVP heißt, weil ich im Büro ja nicht Songline heiße 😉

  • also die BVP > Bestimmerinverträglichkeitsprüfung 🙂

  • 🙂 schön – solche dankesworte.

    mir hat heute früh am zug grad eine beamtin erzählt, wie sie gestern ihren chef verabschiedet haben. sie haben ihm ein fotobuch geschenkt und am ende mehrere leere seiten mit eigenen wünschen für ihn versehen – sie hat regelrecht geschwärmt für ihn … und meinte . so einen chef krieg ich nie wieder. – so wird dies mit deiner kollegin sein.

    mir geht es auch mit einer lieben kollegin so.

  • So eine Vertrautheit ist schön!!!
    Gut zu wissen, dass es sowas wirklich gibt, macht Mut den Glauben an die Menschheit nicht komplett zu verlieren.

  • Das ist ein sehr schöner Danke-Zettel! Bibu ist doch auch hier im Netzkritzler – allerdings ein seltenerer Gast. Aber einer der ersten Stunde! Wie ich das hier so raushöre, ist sie keine, die jetzt mit feuchten Augen dahinschmilzt, sondern dir eher augenzwinkernd auf den Arm boxt, oder liege ich da falsch?

  • Schön wenn man auf solch einen Goldschatz trifft. Leider ist oft das Gegenteil der Fall, jedenfalls unter Kolleginnen.

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