Danke, Keith
Bist lange nicht mehr da gewesen. Aber es ist, wie es so ist, zwischen alten Freunden. Da bleibt immer alles, vor allem das Gefühl füreinander, egal, wie lange man sich nicht gesehen hat.
Ich ruf Dich, Du kommst. Gut, Du kannst Dich nicht wehren, aber nett finde ich es trotzdem. Die kleine Scheibe rausgeholt, in den CD-Player geschoben und dann sind wir da. Du am Klavier und ich am Bügelbrett.
Du spielst und ich fühle mich abgeholt. Du lotest mich aus, suchst meine Tränen, meine Wut, meine Zerrissenheit. Ist da sonst noch was? Nein, das wär’s für heute. Trauer, Wut, Zerrissenheit. Diese drei. Du nimmst sie auf und trägst sie nach außen für mich. Und ich wiege mich in Deinem Spiel.
Die Akkorde bei 7 Minuten 21. Ich weine jedesmal an dieser Stelle und Du weißt es. Du hältst mich, während ich die Tränen einfach fließen lasse. Weißt Du, was ich besonders mag? Nichts sagen zu müssen. Da sind nur Du und ich und kein Wort zwischen uns. Aber ein Gefühl.
Du lässt mich und spielst. Und irgendwann hast du die Tränen weggespielt. Die Wut sowieso. Und die Zerrissenheit? Nicht mal Du schaffst alles, Keith. Aber Du schaffst mehr als jeder andere.
Hey. Ich dank‘ dir für heute.
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panda
9. Sep 2010
Keith Jarrett hat des öfteren gesagt, man sollte die gesamte Auflage des Köln Concerts einstampfen. Das konnte ich nie wirklich verstehen, aber dank diesem Text weiss ich jetzt, was er gemeint haben könnte. Danke.
Songline
9. Sep 2010
Wow. Wenn man sich nur für einen Kommentar extra registriert, muss der Erkenntnisgewinn wirklich nachhaltig gewesen sein.
panda
9. Sep 2010
So ist es. Aber ich bin hier wohl im falschen Universum. Sorry, bin auch schon wieder weg.
blue
9. Sep 2010
Mann, ach nee, Frau, ich fühle echt mit dir mit. Blue
Mumpitz
10. Sep 2010
Das ist wirklich schöne Musik, meditativ, träumerisch, zum Versinken, Nachdenken, Fühlen, Fallen lassen.