Wenn ich dich frage …

Nein, keine Fragen mehr.
Alles schmerzlich vertraut
wieder da
aber auch
der Weg offen, damit umzugehen,
wie meine Hand.

  • Die kurzen Gedichte haben es oft in sich, wie dieses hier auch. Eines, bei dem der Titel mitzulesen ist, sogar ausschlaggebend erscheint. Ist das ein konditionales oder ein temporales „wenn“? Eher wohl konditional, denn die Entscheidung fällt schon in der nächsten Zeile dagegen. Es wird nicht gefragt. Es ist auch nicht nötig, weil eine Vertrautheit die Antwort schon vorwegnimmt, auch wenn sie, die Vertrautheit und auch die Antwort, schmerzlich sind. „Wieder da“ sind die Gefühle, die Erinnerungen, das Gewesene. Die Frage stellt sich, ob der Schmerz durch den Verlust dieses Gewesenen geprägt ist oder durch das Vergangene selbst. Die geöffnete Hand als Symbol eines neuen Weges, mit dem Schmerz und den Erinnerungen umzugehen. So lässt man zum Beispiel einen Schmetterling fliegen, aus der geöffneten Hand. Oder man fängt Schneeflocken damit. Das Bild hat etwas Zärtliches, Versöhnliches, Bejahendes. Und mit der geöffneten Hand wird das „wenn“ im Titel doch noch temporal. Denn „damit umzugehen“ heißt, die Frage zu stellen, nicht nur sich selbst, sondern dem schmerzlich Vertrauten.

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