Weißt du noch?

Weißt du noch? Ja, du weißt es noch. Du weißt alles noch. Bist bei mir und hörst mir zu, wie du immer zugehört hast. Ruhig, mahnend, haltend. Oder tierisch aufgeregt, falls wir uns wieder auf die Palme bringen. Ich muss lachen, du auch. Unsere Palme ist unvergessen.

Manchmal versuche ich mir vorzustellen, was anders gelaufen wäre, wenn du nicht … Müßig, darüber nachzudenken. Der Konjunktiv hat noch nie jemanden weitergebracht und er wird es auch mit uns nicht tun. Du nickst. Ja, wir wissen es beide.

Wir brauchen keine Worte mehr. Du ziehst mit mir durch die Nacht und ich begleite dich durch deine. Sie ist dir Freund, hüllt dich ein, beschützt dich. Ihre Stille. Ihre Unendlichkeit. Ihr Frieden. Sternenhimmel über uns. Wie schon einmal. Und unendlich mal wieder.

  • Dieser Text passt irgendwie gut zu deinem nächsten (Vorschau?). Etwas Gewesenes bleibt und kehrt wieder, oder besser, ist gar nicht vergangen. Wenn die Realität und die Erinnerung so stark verschmelzen, ist der Konjunktiv irgendwie überflüssig geworden.
    Sprachlich gefällt mir das doppeldeutige Bild von der erklommenen Palme besonders gut!

    • „Die Vergangenheit ist niemals tot, sie ist nicht einmal vergangen.“ (William Faulkner)
      Danke für deinen Kommentar.

  • Dein Text geht sehr tief [ich habe ihn richtig gespürt].
    gut geschrieben ist er noch dazu 🙂

  • Schöner Text. Aber dem Konjunktiv tust Du Unrecht. Besonders Schrifstellern bietet er doch hübsche Sprachspielmöglichkeiten.

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