Im Fenster gegenüber
Monatelang sah ich ihr zu, wie sie tanzte. Die Anmut ihres Körpers, ihre grazilen Bewegungen, die Eleganz, mit der sie sprang und sich drehte …
Nie nahm sie mich wahr. Bis zu jenem Tag, an dem sie plötzlich innehielt und zu mir herüber blickte. Odette blies sich die Haarsträhne aus dem Gesicht, streichelte sich, hob das Top leicht an und ließ mich ihren Mittelfinger sehen. Odile!
Das trügerische Ziel meiner Sehnsucht starb in der Nacht durch meine Hand.
enja
2. Mrz 2012
Schwanensee einmal anders! Sehr schön und sehr kurz beschreibst du wie das Auge des heimlichen Beobachters den Wandel von der guten Odette zum dämonischen Charakter der Odile erlebt.
…und wie in jeder guten Inszenierung stirbt Odette zum Schluss. Ich frage mich, ob er sie tatsächlich umgebracht oder sich nur seiner Wunschvorstellung entledigt hat.
Songline
2. Mrz 2012
Das bleibt für immer das Geheimnis des LyrIch 😉
Mumpitz
2. Mrz 2012
Find ich auch richtig gut, thematisch sowie stilistisch! Ich würde nur „durch meine Hand“ schreiben, nicht „von meiner Hand“.
Songline
2. Mrz 2012
Du hast Recht, ich hab’s geändert.