Wolkenritt

Nur ein paar Schritte noch hinunter zum Strand. Der Wind trägt das Salz des Meeres zu mir und bettet es in den erdigen Geruch der Wiesen und Moore. Dort unten stehst du, stolz, die Pferde am Zügel. Ein schwarzer Hengst, unruhig tänzelnd, ein wunderschönes Tier. Als ich näherkomme, erkenne ich die weiße Flocke auf der Stirn. Daneben eine Stute, braun und ruhig, wie ich es mir gewünscht habe. „Weißt du, wie lange ich nicht mehr …“, beginne ich. „Hab keine Angst“, sagst du und hilfst mir in den Sattel. „Wie heißt sie?“, frage ich. „Lair, das heißt Stute.“ „Und er?“ „Aidan, das Feuer“, lachst du und er macht seinem Namen alle Ehre und prescht los, kaum dass du auf seinem Rücken sitzt.

Ich schau euch nach und lass Lair laufen, wie sie mag. Sie ist brav, ich fühl mich sicher. Du kommst zurück im wildesten Galopp, eins mit Aidan. Wie er schnaubt. Er genießt die Freiheit so wie du, das aufspritzende Wasser unter seinen Hufen, die grünen Hügel links von euch und die Felsen in der Ferne. Ihr beide füllt das Land und das Meer, selbst den Himmel. „Ich liebe dich“, flüstere ich in den Wind. Ob er es zu dir trägt?

„Dito“, sagst du, als du bei mir bist. Und ich lache. „Komm. Lass sie laufen.“ Ein Zungenschnalzen und Lair fällt in Galopp. Weich trägt sie mich nun neben dir den Strand entlang. Den Wind im Gesicht und Salz auf der Haut, niemand hier, außer uns. Frei sein, tun, was uns gefällt, die Pferde laufen lassen, du und ich. Wir schweben. Es ist ein Wolkenritt jenseits des Hier und Jetzt, außerhalb von Ort und Zeit. Du siehst mich an, wir lachen. Verwegen seh’n wir aus, wie Welteroberer. Und sie gehört uns.

Später dann, zurück im Stall, als wir die Pferde füttern und sie trockenreiben, komm ich zu dir und leg die Hand ganz ruhig auf dein Herz. Du schaust mich an, ohne ein Wort. Wozu auch Worte sagen, wenn wir das gleiche denken? „Mein Herz zu dir.“

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