Hosentaschengedanken

„So steht sie heute noch da“, sagt meine Mutter und deutet auf ein Foto.
„Stimmt“, lacht meine Tochter und sieht mich verschmitzt an.

Die beiden blättern im Familienalbum. Von einer Schwarz-weiß-Aufnahme blickt ihnen eine 1 ½ jährige entgegen, die Hände locker in den Jeanstaschen versenkt und mit einem Blick, als würde ihr die Welt gehören.

Ich lächle. Die beiden haben recht. Ich fühl mich immer noch in Jeans am wohlsten und oft genug sucht meine Hand danach, was in den Taschen ist. Bonbons fanden sich darin, als ich noch Kind war, Murmeln, Muscheln, Steine. Nie ging ich ohne ein Stück Kordel aus dem Haus. Mein erstes Taschenmesser, selbst gekauft. Ein Groschen für den Eismann, später zwei. Zickzackgummi, mehrfach gleich, für Gummitwist und für den Flitzebogen, sofern ein Stock dafür zu finden war. Kreide, um die Hüpfekästchen aufzumalen. Wäscheleine, ein Zelt daraus zu bauen oder als Zügel für das Fahrrad, das dadurch zum Pferd mutierte.

Und heute? Heute finde ich dort einen Stein, rundgeschliffen, schön gezeichnet, ein Schmeichler in der Hand. Ein wahrer Schatz, der Ruhe schenkt – und die Erinnerung an Kindertage.

  • Also, bei mir ist das heute noch so. Was ich in meinen Taschen alles so finde. Letztens habe ich eine Tube Sekundenkleber entdeckt. Gut, dass die nicht ausgelaufen ist.

  • Plötzlich schwebt eine dicke, buntschillernde Seifenblase mit Erinnerungen aus der Kindheit im Raum. Danke dafür!

  • Dieses Wort „Hosentaschengedanken“ hat es mir total angetan. Ich stelle mir dabei vor, wie ich einen nicht zuende gedachten Gedanken in meine Hosentasche stecke, um ihn bloß nicht zu verlieren….

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