Von Herz zu Herz
Von Herz zu Herz
entzündet meine Liebe deinen Weg.
Ich bin ja noch da.
Von Herz zu Herz
entzündet meine Liebe deinen Weg.
Ich bin ja noch da.
„Lieber Gott, mach mich fromm, dass ich in den Himmel komm.“
Als ich Kind war, erschien mir nichts erstrebenswerter als dieser Himmel. Naiv gemalte Bilder im Kopf, die Gläubigkeit der Großeltern vor Augen, die vor jedem Essen ein Tischgebet sprachen, der wöchentliche Kirchgang mit den Eltern und dem anschließenden Besuch am Grab des toten Bruders. Halt im Glauben gesucht und gefunden, in Kindertagen, wo Glauben einfach ist, selbst zur Jugendzeit noch, als erste Zweifel kamen.
Meine Kinder wurden im Glauben erzogen, nicht vorrangig an die Kirche, sondern an christliches Handeln, geprägt von Mitmenschlichkeit, Respekt für den Nächsten und die Umwelt, Hilfsbereitschaft, Ehrlichkeit.
Dann kamen die ersten Meldungen über die Missbrauchsfälle in den USA, in Deutschland, die Kirche versprach Aufklärung und gab doch nur zu, was andere längst öffentlich gemacht hatten. Kein Wort darüber hinaus.
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Es ist leichter
die Sorgen zu tragen
als den Verlust.
„Welten …“
sagst du immer,
dabei sind da in Wahrheit
nur du
und ich.
Wenn die Liebe
ein „trotz“ ist,
dann liebe ich dich
trotz allem.
Wenn die Liebe
ein „weil“ ist,
dann liebe ich dich,
weil ich dich liebe.
Im Reich des Zauberers lebte ein junger Schmied. Als Sohn eines Bauern zur Zeit des schwarzen Magiers geboren, hatte er so viel Unrecht mit ansehen müssen, dass er sich nichts sehnlicher wünschte, als Richter zu werden. So ging er zum Weisen und sprach: „Herr, ich möchte Recht sprechen, auf dass Unrecht gesühnt werde. Sage mir, was ich tun muss, um ein Richter zu sein.“
Der Weise nickte und antwortete: „Dein Wunsch ist stark, deine Arme nicht minder, doch Stärke allein macht dich nicht zu einem gerechten Mann. Sage mir, was kannst du?“
„Ich bin der Sohn eines Bauern und Schmied. Von meinem Vater lernte ich, den Himmel zu lesen, den Boden zu achten und die Früchte zu nähren. Mein Meister lehrte mich den Umgang mit Feuer und Stahl.“
Der Weise überlegte eine Weile und sprach: „So gehe hin, schmiede ein Schwert und bringe es mir.“
Der junge Mann wollte zunächst widersprechen, doch der Blick des Weisen ließ keinen Widerspruch zu und so kehrte er zur Schmiede zurück. Harte Arbeit lag vor ihm und der Erfolg war nicht gewiss. Ein falscher Schlag, ein falsches Feuer und das Werk wäre verdorben und er müsste neu beginnen. So brachte er zunächst den Göttern ein Opfer dar und arbeitete dann zwei Neumonde lang. Er schmiedete die Klinge, von einer Hohlkehle durchzogen, schliff beidseits Schneiden, brachte die Parierstange an, fertigte das Griffholz, umwickelte es mit Leder und vollendete das Schwert mit dem Knauf. Dann begann er die Arbeit an der Scheide, die er ebenso sorgfältig ausführte. Als er sein Werk vollendet hatte, brachte er es zum Weisen und übergab es ihm. „Siehe Herr, ich habe das Schwert geschmiedet, wie du es verlangt hast.“
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Shuhei führte seinen schwarzen Hengst an den See, dessen Wasser die ersten Sonnenstrahlen spiegelte. Er kniete neben ihm nieder und so stillten beide ihren Durst. Der Hochnebel hing noch in den Bergen, die Luft war morgenkühl und feucht. Einen halben Tagesritt würde es dauern, bis sie die Stadt erreichten.
Der Ruf Shuheis eilte ihm voraus. Er war der bekannteste Krieger des Reiches, keinem Fürsten treu, nur der Gerechtigkeit ergeben. Wer auch immer von ihm sprach, flüsterte ehrfürchtig seinen Namen.
Aufrecht ritt er in die Stadt ein. Sein Pferd schnaubte und tänzelte, und die Nachricht von der Ankunft des Kriegers breitete sich wie ein Lauffeuer aus. Shuhei brachte den Rappen in einen Stall, in dem er ihn gut aufgehoben wusste. Dann aß er und besorgte sich ein Zimmer für die Nacht.
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ich wünschte, du könntest das jetzt sehen
den bachlauf vor mir
das spiel des sonnenlichts
die libelle beim morgentanz
das wasser trägt einen zweig mit sich fort
und wieder schmerzt
wie sehr du fehlst
Gestern war ich auf einer Geburtstagsfeier und stand im Garten meiner nun 50-jährigen Freundin mit zwei Männern zusammen. Einer davon war ein Bekannter von mir, der andere ein Typ, der uns sein Leid über Frauen im Allgemeinen und eine im Besonderen klagte. Das liebe ich ja!
„Stellt Euch vor“, hob er an, „meine Alte hat fremdgefickt.“ Da schluckt frau ja erst mal, ich auch, weil ich so einen Sprachgebrauch nicht erwartet hätte. Das ist nämlich im Umfeld meiner Freundin absolut unüblich. Auch mein Bekannter hob die Augenbrauen und fragte: „Wer, die Gabi?“
„Nein, die Claudia.“
Mein Bekannter blickte konsterniert. „Die Claudia? Wann?“
„Na, letzte Woche!“
„Aber da warst du doch schon längst mit der Gabi zusammen!“
„Stimmt, aber deswegen muss doch die Claudia nicht gleich fremdficken.“
Mein logisches Denkvermögen war durch Sekt mit Cassissée schon leicht beeinträchtigt. Mein ES sagte: „Hau dem Idioten eins auf die Nase“, mein Über-Ich antwortete: „Mädchen müssen artig sein“ und mein Ich beschloss, der Sache zunächst einmal auf den Grund zu gehen.
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In den Bergen jenseits des großen Flusses lebte der alte Lehrer Chén Liang. Seine Hütte lag oberhalb des Nebeldorfes. Tag für Tag nahmen seine Schüler den beschwerlichen Aufstieg in Kauf. Chén Liang hatte den Ort mit Bedacht gewählt. Drei mal tausend Stufen galt es zu erklimmen, vor langer Zeit in den Stein geschlagen. Kraft, Ausdauer und Geduld schenkten sie jenen, die sie bezwangen.
Chén Liang lehrte seine Schüler das alte Wissen. Kampfkunst und Literatur brachte er ihnen bei, Mathematik und Medizin, und auch die Lehren der Weisen. Wann immer einer seiner Schüler einen Rat brauchte, wusste Chén Liang ihm zu helfen. Dabei sagte er nie „tue dies“ oder „tue jenes“, sondern las eine Geschichte aus den alten Büchern vor. Manchmal wurde er auch nur ganz still, schwieg eine Weile und ließ den Schüler seinen Weg durch eigene Gedanken finden.
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