dankeschön, du liebe

… schreibst Du. Doch ich habe es so satt, das zu sein.

„dankeschön, du liebe“ Kleingeschrieben, natürlich, das ist hip heutzutage, alles klein zu schreiben. Was ist das? Euer Aufstand gegen das Establishment? Zu meiner Zeit ist man auf die Straße gegangen und hat demonstriert, gegen den Nato Doppelbeschluss und die Verlängerung der Startbahn-West, gegen das Atommülllager in Gorleben und für den Frieden in der Welt. Euer Protest findet auf der Tastatur statt, aber nicht durch scharfzüngige Statements, mit denen ihr Eure Meinung artikulieren könntet, nein, ihr schreibt alles einfach nur klein. Toller Protest.

„du liebe“. Woher willst Du das wissen? Du kennst mich nicht, nicht ein bisschen, Du kennst nur meine Kommentare. Ja sie sind lieb, meistens, bei Dir zumindest. Andernorts bin ich bissig, nein, nicht gnadenlos, aber ehrlich. Ehrlich zu sein ist schwierig heutzutage, da gibt es manche, die vertragen das nicht. Oder verwechseln was. Halten eine ehrliche Kritik an einer einzigen Aussage für eine Kritik an ihrer Person.
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Nachtgedanken

Gerade jetzt
denke ich ans Meer
an den unbezähmbaren Zwang
hineinzuspringen
mich treiben zu lassen
nichts
als seinen Gesang im Ohr.
Daran
dass alle Ozeane
meine Füße umspülten.
An die Farbenpracht der Fische im Riff
und die Tide in St Malo
die Hitze im Mittelmeer
und die Wellen in der Bucht
von Magnetic Island.
Und schon trägt der Wind
das Gefühl wieder her.

Du

Wir beide auf der Bank, Du den Kopf in meinem Schoß…

Liegst ganz ruhig da, den kühlen Windhauch genießend, hier, auf unserem Schattenplatz, wo sich die Schwüle des Sommers ertragen lässt. Augenblicke nur, jeden Tag, doch Augenblicke, die ganz uns gehören. Wir beide, niemand sonst. Verborgen sind wir hier, abgeschirmt vom Rest der Welt, dessen Lachen zu uns dringt, doch dessen Augen uns nicht sehen können.

Ein Atemzug von Dir, so ganz entspannt. Du schickst mit ihm hinfort die Last des Tages, die Zeiten ohne mich, da Du allein bist. Ich nehm’ die Atmung auf und werde ruhig. Nicht mehr denken, nur noch spüren, dass Du da bist. Du kitzelst mich ein wenig. Und meine Hand streicht ganz sanft an Dir entlang, so wie Du es gerne magst. Du schließt die Augen, die mich eben noch gefangen nahmen. Ich spüre, wie auch ich entspanne. Durch dich, der Du die Ruhe selber bist.
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Zeugnistag

Was sagt schon das Papier in Eurer Hand? Lehrplanstoffbewältigungsbescheinigung. Es sagt nichts über euch.
Was viel mehr zählt für mich, als jede Note, die dort steht, ist, wie ihr euch entwickelt habt.

Du Große, die den Schritt ins Leben machte, in Neuseeland dieses Jahr. Mutig, neugierig, offen für die Welt. Unvoreingenommen. Die Gegebenheiten annehmend, staunend über das, was du erleben durftest. Du kamst gereift zurück, Erfahrungs-reicher. Dankbarer dafür, mit wem und wie du lebst, hier bei uns zuhause.
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Sommermärchen – wahr geworden

Bei brütender Hitze
im plötzlichen Regen
lachend mich drehen.

Die Schönheit der Wüste

Karg
doch nicht trostlos
Hüllst mich ein
in Deine Wärme
Deine Reinheit
Deine Stille
so intensiv,
dass man sie hören kann.

Überall
Zeichen von Leben
Käfer
Sträucher
Wüstenkürbis
Hier und da
grüne Oasenaugen.

Staunen
über Wunder
Felsenbälle
Kalkfratzen
warme Brunnen
das Wasser eisenrot.

Kühl
Die Nacht
Doch herzerwärmend
Sternenhimmel
Milchstraße
Die Luft so klar
Glitzerhimmeldunkelheit.

Ob er mir fehlt …

… wolltest Du wissen.

Er hat jeden Morgen angerufen.
Montag bis Freitag
seine Nummer im Display.
Seine Stimme voll Liebe
unser Gespräch ein Lachen
wundervoller Start
jeden Tag in den Tag.

Ob er mir fehlt?

Mir fließen die Tränen
bei dem puren Gedanken
an die Totenstille
des Telefons.

Summa cum laude

So ein kleiner Danke-Zettel ist nicht genug. Nicht heute. Heute werden es ein paar Worte mehr sein, und sie liegen nicht einfach auf Deinem Tisch, sondern sind hier, damit es jeder sehen kann.

„Wirst Du mit ihr klarkommen?“, wurde ich gefragt. Gespannte Erwartung in den Augen der Jungs. Sie wissen es. Sie wissen, dass ich mit Frauen nichts anzufangen weiß. Dass ich verrückt werde, wenn ich mir Gespräche über Styling, Klamotten und Schuhe anhören muss. Dass ich nicht mitreden mag, wenn es um Tupper-Parties, Diäten und die Pseudo-VIP-Schickeria geht.
„Ja klar“, sagte ich, denn du bist anders. Aufatmen beim Chef.
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Ausgebrannt

Vielleicht hättest Du Dir nicht den Strick genommen, hättest Du Dir ein Beispiel nehmen können….

Die Szene gleich hinter der Haustür, vor weiß verputzter Wand, die Einrichtung Ausdruck typisch deutscher Spießbürgerlichkeit. Eine Marmortreppe führt nach oben, gesäumt vom Geländer. Das Geländer setzt sich oben fort, rahmt den kleinen Flur zu den Schlafzimmern, ragt ein wenig über den unteren Treppenabsatz hinaus. Ideale Bedingungen. Hat halt niemand darüber nachgedacht damals, Du nicht, der Architekt nicht, doch niemals mehr wird Deine Frau so ein Haus bauen wollen, in dem das Geländer ein Aufhänger sein kann. Im wahrsten Sinne des Wortes.
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Rotel-Reisen: Abenteuer der besonderen Art

Stellen Sie sich vor, Sie liegen in einem Sarg…
Keine Angst, dieser Artikel wird keineswegs makaber, aber wenn allein diese Vorstellung schon klaustrophobische Symptome bei Ihnen hervorruft, sollten Sie nicht weiterlesen.

„Särgekutsche“ wird jenes Gefährt in Insiderkreisen bisweilen genannt, das auf allen Straßen dieser Welt zu finden ist: Das Rollende Hotel. Wer es sieht, mag es zunächst für einen Brieftauben-Transporter halten. Dies war zumindest mein erster Gedanke, bis mir ein Freund erklärte, was da von einem normalen Bus durch die Lande gezogen wird, nämlich die Unterkunft für die Bus-Insassen. Meine Neugier war geweckt. Diese Gefährt müsste man doch einmal ausprobieren, zumal man als alleinstehende Frau auf diese Weise alle Länder bereisen und den Einzelzimmerzuschlag sparen kann. Also habe ich 3 Wochen Ägypten gebucht, von Kairo durch die Wüste bis Assuan, Abu Simbel, Sinai-Halbinsel und zurück.

Mein erster Kontakt mit den Schlafkabinen bereitete mir Kopfzerbrechen. In 12 Reihen sind jeweils drei Kabinen übereinander angeordnet. Ich war in Reihe 9 oben und meine als Kind erworbene Fähigkeit, auf Bäume zu klettern, kam mir beim Aufstieg sehr gelegen. Die Kabine sah größer aus, als ich es anhand von Fotos vermutet hatte, doch üppig war sie nicht gerade: wenn man die Hände gegeneinander presst, reichen die Ellbogen gerade an die Kabinenwände heran (für Leute über 1,85 m ist es etwas enger) und man kann nur in gebückter Haltung sitzen (außer natürlich Leute über 1,85 m). Die Kabine hat am Kopfende ein kleines Fenster und in der Mitte ein Lampe. Man besteigt sie vom Fußende aus. Wie man in eine solch enge Kiste gelangt? An´s Fußende knien, einen gewagten Kopfsprung nach vorne machen und bis zum Fenster robben. Dieses lässt sich sogar öffnen! Ein weiches Kopfkissen und eine wärmende Decke bilden die Ausstattung. Bei Aussteigen muss man unbedingt darauf achten, nicht auf die Unterleute zu treten!

Die erste Nacht war fürchterlich! Nur durch dünne Holzbretter vom Nachbarn getrennt, hört ein jeder, was der andere gerade macht. Viele schnarchen, manche sprechen im Schlaf, ich selbst ziehe bei jeder Drehung mit Schwung die Bettdecke über die Ohren. Dies ist in einem normalen Bett nicht schlimm, aber im Rotel knallt man dabei an Wand 1, die Decke und Wand 2, mit dem Ergebnis, dass meine Nachbarn ein beständiges Klack, Bum, Klack zu ertragen hatten. Am Aussehen der Mitreisenden am folgenden Morgen konnte ich unschwer erkennen, dass diese ebenso sehr unter Schlafmangel litten wie ich. Zwei Tage später waren wir dann alle derart übermüdet, dass es mit dem Schlaf wunderbar klappte.

Hatten wir in Kairo noch auf einem Campingplatz gestanden, ging es dann in die Wüste. Ein jeder von uns erhielt einen Kanister, der mit Wasser zu füllen war. Nein, nicht etwa als Trinkreserve, sondern zum Waschen! Ein echter Wüstenfahrer muss auch einmal auf eine Dusche verzichten können! Auch Toiletten sind in der Wüste nicht vorhanden, so dass die Damen hinter der Damen-Düne und die Herren hinter der Herren-Düne das Nötige erledigten. Im Vergleich zu den nicht sehr sauberen ägyptischen Sanitäreinrichtungen ist die Wüste aber eine wunderbare „Entsorgungsstation“.

Die Verpflegung war einfach, aber lecker. Man muss allerdings Suppe mögen, die allabendlich aus frischen Zutaten selbst zubereitet wird. Tagsüber besteht in der Regel Gelegenheit, sich in einheimischen Lokalen zu verpflegen.

Und das soll Urlaub sein? Mit 36 wildfremden Leuten drei Wochen lang auf engstem Raum zusammenzuleben, sich nachts in eine Schlafkabine zu zwängen und von Suppe zu leben?
Tagsüber von dem mitfahrenden Reiseleiter von einem Besichtigungspunkt zum anderen gescheucht zu werden, um am Schluss die Namen der Tempel zu verwechseln?

Ja, das war Urlaub. Weil man ganz nah am Land und an seinen Bewohnern ist und nicht abgeschottet in einer Ferienanlage am Swimmingpool liegt. Weil man mit Leuten unterwegs ist, die sich selbst nicht so wichtig nehmen. Die bewusst mit diesem niedrigen Standard auskommen. Die sich noch auf ein Reiseland einlassen können. Denen vor allem an dem gemeinsamen Erleben mit den Mitreisenden etwas liegt. Dies geht nur dann, wenn sich jeder ein wenig zurücknimmt, da der Tagesablauf ohne gegenseitige Rücksichtnahme nicht funktioniert.

Rotel bietet in erster Linie ein Gemeinschaftsgefühl. Und es gibt nur zwei Sorten von Reisenden: diejenigen, die nur einmal mit Rotel fahren, weil sie mit dieser Art des Urlaubs nichts anfangen können. Und diejenigen, für die es zur Sucht wird. Unschwer zu erraten, dass ich zu letzteren gehöre.

Rotel-tours