Sióchána, Silvi
Ich hatte Angst vor diesem Tag. Angst davor, hier zu stehen und nicht die passenden Worte zu finden. Angst davor, dass meine Trauer stärker wiegt als mein Versprechen, dich zu verabschieden. Angst davor, dich gehen lassen zu müssen.
Wir kennen uns seit vier Jahren. Das Schreiben ließ uns Bekannte werden, unsere Treffen Freundinnen, unser Weg mit deinem Krebs am Ende fühlen wie Schwestern. Du hast mich deinen „Lieblingsmensch“ genannt und warst selbst meiner. Und nun bist du es, die fehlt.
Die Wohnung ist so leer ohne dich. In den letzten vier Monaten hast du ein Zuhause daraus gemacht, allein indem du da warst. Deine Sachen ergänzten meine und bildeten ein Heim. Dein Lachen füllte die Räume, dein Erzählen, die Lebendigkeit, die du mit dir trugst, trotz des Krebses, dem du gern mehr Zeit abgerungen hättest. Dass er siegt, war uns klar. Dass es so schnell sein würde, nicht. Du hast nie nach einer Prognose gefragt.
Ich trage deine Worte bei mir, einen Gedanken, den du als Widmung in eines deiner Bücher geschrieben hast. „Trauer“, steht hier, „Trauer ist mehr als nur Schmerz und viele Tränen. Sie ist auch, das Glück zu teilen, welches in Erinnerung lebendig bleibt und Bestand erfährt.“
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