zeitlos

ein Tag vor dem letzten
und ich sehe sie
durch die Straßen hetzen
und Läden
Feuerzauber kaufen
Sekt und Illusion
auf der Suche nach dem
was ich schon fand

Lass Winter sein

Lass Winter sein
mit langen Nächten
weißem Schnee
und einem Heim
nach Haus’ zu kommen.

Lass Winter sein
mit Kerzenlicht,
an dem sich die Familie trifft
in Stille, Ruhe, Einfachheit,
fernab von der Betriebsamkeit
konsumgetränkter Tage.

Lass Winter sein
und Zeit.

Amy

Als Marc am nächsten Morgen aus dem Zimmer trat, fiel sein Blick auf eine Zeichnung an der Wand. Sorgsam nahm er sie mit in die Küche, wo Alice bereits das Frühstück vorbereitete. Sie lachte, als sie ihn hereinkommen sah: „Guten Morgen Marc, ich sehe, Sie sind schon wieder einem der Bilder verfallen.“
„Ja“, lächelte er verlegen, es ist so ausdrucksstark in seiner Einfachheit.“
„Finden Sie sich darin wieder?“
„Nein, das heißt, ein wenig. Es hat etwas Suchendes, das kann ich nachvollziehen.“
„Dann lassen Sie mich nach dem Frühstück die Geschichte dazu erzählen“, nickte sie verständnisvoll.
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Jenseits deiner Flaschen

„Schaffe ich, was ich schaffen soll?“, fragte ich.
„Du schaffst es. Schaffe ich es?“
„Wehe, wenn nicht.“

Das ist lange her. Heute frage ich mich, ob du es überhaupt noch schaffen willst. „Da sein“, sagtest du, „ist schwer.“ Bist du noch da? Wer bleibst du denn, wenn du dich zur Geschichte machst? Wort, dessen Wahrheit du ablehnst, als wärest du nie gewesen. Du nicht und die anderen auch nicht.

Wenn es dich nicht gibt, gibt es auch Sie nicht und mich. Dann wäre mein Blick in die Deichsel des Wagens vergebens und der Gedanke an ….
Aber damit tust du uns Unrecht. Jedem von uns. Und am meisten dir selbst.

Jenseits deiner Flaschen bist du.

20131124 Song Jenseits deiner Flaschen

10.24 Uhr

Wie seltsam schnell die Zeit vergeht, in der man seine Traurigkeit pflegt.

Nachhall

Von all den Worten, die du sagtest, höre ich am lautesten das, welches du verschwiegst.

Die Strandfrau II

Alice machte eine kurze Pause und lächelte, als Marc sie ungeduldig anblickte.
„Wissen Sie, wie es ist, am Meer zu stehen und hineinspringen zu wollen? Sich ihm hinzugeben, sich treiben zu lassen, ihm zuzuhören? Schwerelos zu sein, in ihm? Gedankenverloren auszuruhen?“
„Nein“, schüttelte Marc den Kopf, „ich bin zwar schon im Meer geschwommen, aber ich habe mich noch nicht von ihm treiben lassen.“
„Kopfmensch“, brummelte Joseph.
„Wir werden sehen“, zwinkerte Alice ihm zu und setzte die Geschichte fort:

„Nun hatte Liz das Meer gesehen und doch nur eines von ihnen. ‚Nordsee‘, dachte sie, während Namen wie Verheißung in ihr klangen. Atlantik, Pazifik, Indischer Ozean. Sie sparte all ihr Geld und reiste von Meer zu Meer, von Strand zu Strand, immer auf der Suche nach dem einen, an dem sie ihre Ruhe finden würde. ‚Fernweh‘, nannte sie es, ohne zu sehen, dass es ein Nahweh war. Und an jedem Strand rieb sie den Sand von ihren Füßen in das Glas.“

Marc hatte bei „Nahweh“ die Augenbrauen gehoben, doch Alice erzählte unbeirrt weiter:

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Die Strandfrau I

Als Marc die Bilder betrachtete, kehrte sein Blick immer wieder zu einem zurück. Es schien ganz aus Sand zu bestehen, unterbrochen von Muschen und kleinen Hölzern. Er trat näher heran.
„Darf ich?“, fragte er und wartete Josephs Nicken ab, bevor er mit der Hand über die Körner fuhr. „Ich habe noch nie solchen Sand gesehen“, stellte er nachdenklich fest.
„Die Strandfrau brachte ihn hierher“, bemerkte Alice und zwinkerte Joseph zu.
„Erzählen Sie mir von ihr?“
„Nach dem Essen bei einem Glas Wein.“
Marc konnte es kaum erwarten und war froh, als endlich der Tisch abgeräumt war. Alice nahm das Bild von der Wand, legte es in die Mitte und es schien, als wiege sie sich in der Geschichte:

„In den Höhen geboren,
mit dem Strand verschworen
trug sie der Wind
zwischen Hügel und Meer.
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Tagnacht

„Schlaf“, hörte ich dich sagen, „schlaf. Eins nach Mitternacht.“ Ich schloss die Augen. Als Kind habe ich mir Geschichten geträumt, bis ich darüber einschlief. Jede Nacht ein Stückchen weiter, ein paar Schritte mehr. Heute erinnere ich mich an eine Frau am Fenster, ein Haus mit Lampions und den Duft Afrikas.

Gedanken voll mit tausend Worten, Sehnsucht nach einem. Von Mauern eingekreist. „Irgendwann muss es aufhören“, sagtest du. Ja. Irgendwann.

Eine Tagnacht liegt nicht in unserer Hand.

Kreislauf

Diesen Tag gab es schon,
nicht diesen, aber genauso,
vor einem Jahr oder zwei
und die Zeit verschweigt,
ob es noch einen geben wird
wie diesen,
in einem Jahr oder zwei.