Wahlkampfgetöse

Ich mach jetzt auch mal ein bisschen Wahlkampf. Warum auch nicht, immerhin bin ich am Sonntag Wahlhelfer. Wer mich kennt, der weiß, dass ich verhältnismäßig neutral bin und keine wirkliche Ideologie vertrete. Gar nicht so leicht, da zu einer Entscheidung zu gelangen, und weil meine geschätzte schrullige Anarchistische Pogo Partei mal wieder nicht zugelassen wurde, muss ich echt grübeln.

FDP: Okay, ich gebe zu, für so’n Einzelkämpfer und freiheitsliebenden Sichdurchslebenschläger ist der Grundgedanke der Liberalen durchaus reizvoll. Aber dieser verwirrte alte Mann, denn man da als Spitzenkandidat geparkt hat … Oh Jesus, no way!

CDU: Ich gebe es zu, ich gehöre zu denen, die Mutti nicht mögen. Auch möchte ich nicht ewig von und aus Bayern regiert werden. Die personifizierte Schlaftablette tötet mir den letzten Nerv, die bajuwarische „Wir-sind-die-Besten-und-ihr-anderen-seid-doof“-Mentalität geht mir auf den Sack.

SPD: Tja, die Sozis machen im Wahlkampf mal wieder alles falsch, was man falsch machen kann. Das geht schon bei den Wahlkampfslogans los. Oh Gott! Die SPD schafft es, mit nur drei Worten eine an sich klare Aussage zu verumständlichen. Wie soll man Politikern vertrauen, die nicht mal Wahlkampf können?

Die Grünen: Siehe SPD! Na ja, ganz so schlimm ist es nicht. Aber ein guter Wahlkampf sieht anders aus. Gebremster Schaum diesmal, finde ich. Statt zu treiben, lassen sich die Grünen treiben.

AfD: Besserwisserische Wirtschaftsprofessoren auf dem Ego-Trip! Auhauaha! Geht ja gar nicht! Andererseits, kommen die D-Markt-Fetischisten über die 5-Prozent-Hürde, wird es spannend nach der Wahl. Ein Erfolg der AfD würde einigen anderen weh tun. Reizvoll, irgendwie …

Die Linke: Pfiffiger Wahlkampf! Kein Wunder, Gregor Gysi ist am Start. Dass die Partei bei dem ganzen Kriegsquatsch nicht mitgezogen hat, macht sie mir auch nicht unsympathischer. Zudem hat sie ein bisschen Pep ins System gebracht in den letzten Jahren. Ich finde es geradezu bedauerlich, dass mir diese Partei zu sozialromantisch ist und zu sehr auf staatliche Kontrolle setzt. Bei meinem Hang zur Dekadenz ist Die Linke für mich zwar nicht das Richtige und vice versa, aber wenn sie ein gutes Ergebnis holt, würde mir das den Spaß nicht verderben. Übrigens, kurz vor knapp hab ich für die Partei noch Flyer verteilt. So bin ich halt, selbstlos, tolerant und gut! 😉

Piratenpartei: Hmja, was soll ich sagen? Die Idee vom bargeldlosen Öffentlichen Personennahverkehr halte ich für einen der smartesten politischen Gedanken der letzten Jahre. Wenn so etwas mal durchgesetzt und realisiert werden könnte, wäre das Leben tatsächlich mal ein Stückchen unkomplizierter. Mag sein, dass das Thema nur eine Petitesse ist und es globalgalaktisch viiiiel Wichtigeres gibt, aber so ein kleiner Schritt wäre doch mal ein Anfang hin zum Besseren. Und wenn manche den Veggie Day zum Symbol für den Untergang der Freiheit stilisieren, dann darf ich mich doch wohl auch auf Nebensächlichkeiten kaprizieren. In Australien funktioniert das bargeldlose Modell übrigens, aber in Deutschland müssen wir uns alle als ach so mündige Bürger am Fahrer vorbeiquetschen zur Kontrolle unser Transportbenutzungserlaubnisscheine und umständlich abgezähltes Münzgeld hin und herreichen. Uff!

So, nun, ich denke noch ein bisschen nach und singe mir dabei ein Liedchen: „For I am a pirate king. And it is, it is a glorious thing …“

  • klasse, Harry – und schon wieder veraltet! Hättest du früher schreiben sollen, vielleicht hätte das meine Wahlentscheidung tatsächlich noch beeinflussen können… 😉
    Gruß Andi

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