Geh doch ins Licht – eine Rezension

Es gibt Bücher, die legt man nicht mehr aus der Hand, wenn man sie einmal zu lesen begonnen hat, die schmökert man in einem durch, und das nicht nur, weil sie in einem handlichen Format herausgebracht wurden. „Geh doch ins Licht“ vom Schriftstehler Armin Sengbusch ist so eine Lektüre.

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Doof ist die neue Intelligenz

„Was weiss denn ich?!“

Man muss nicht alles wissen im Leben, vielleicht auch besser so. Aber ein bisschen Bildung kann hilfreich sein. Doch was tut man, wenn sich die Bildung dem Niveau der Schüler anpasst, die Anforderungen sinken um die Noten künstlich anzuheben?

Es ist schon klar, im Vergleich zu früher werden die jungen Leuten von überallher mit Informationen bombardiert. Informationen, die einen so sehr beeinflussen können, dass der Mensch total überfordert ist, damit umzugehen und Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden.
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Status-Symptome der Gesellschaft

Sie sitzen am Bahnhofsplatz, füttern die Tauben, sind unter sich. Abends und an den Wochenenden fragen Einzelne, ob man ein wenig Kleingeld für die Notschlafstelle hätte, meistens ohne Erfolg. Manchmal sprechen sie Leute zwei-, dreimal an, wenn sich ihre Wege nochmals am selben Abend kreuzen. Doch mit der Zeit gewöhnte man sich an sie. Sie gehören zum Stadtbild wie die Strassenlaternen. Doch nicht viele machen sich Gedanken über die Randständigen. Über den Menschen, die Geschichte und die Ängste dahinter.
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Klappe zu, Balg tot – eine Rezension

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Klappe zu, Balg tot

Regina Schleheck ist böse. Bitterböse. Hundsgemein. Hinterfotzig. Morbid. Derb. Brutal. Grausam. Sadistisch geradezu! Und viel Hoffnung für die Welt scheint die Dame auch nicht zu haben. Jedenfalls kann man diesen Eindruck bekommen, wenn man ihren Erzählband „Klappe zu, Balg tot“ als Maßstab für ihre Persönlichkeit nimmt.

Heftig geht es zu in diesem Buch. So heftig, dass es einem oft den Magen zusammenzieht. Beim Nachdenken über die Storys (und nachdenken tut man im Anschluss an die Lektüre, das ist mal sicher!) fällt einem dann aber auf, dass man selbst der Böse ist und hundsgemein und hinterfotzig und so weiter. Zu sehr identifiziert man sich mit den Protagonisten, deren Psyche ebenso feinfühlig wie messerscharf skizziert wird – seien sie nun Täter oder Opfer (häufig sind sie auch beides zugleich). Man kann sich nicht bloß in die Figuren hineinversetzen, man muss sich überdies eingestehen, in der entsprechenden Lage ganz ähnlich zu fühlen beziehungsweise zu handeln.
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Herbst des Erwachens

Die Sonne liess die Blätter golden scheinen. Der Wind rauschte durch sie hindurch und einige davon segelten auf den Boden. Kinder spielten im Park und liessen bunte Drachen steigen. Diana sass auf einer Parkbank und fütterte gedankenversunken ein paar Spatzen mit Brot. Vor zwei Wochen starb ihre grosse Liebe Ed durch einen Verkehrsunfall. Sie erinnerte sich an die schöne Zeit, die sie zusammen hatten, und an die Briefe, die sie in der Schublade seines Schreibtisches fand. Die Briefe waren nicht von ihr, sondern von einer Frau namens Evelyne. Sie las jeden einzelnen Brief und weinte. Doch sie weinte nicht, weil sie sich betrogen fühlte, sie weinte, weil sie dachte, dass niemand anderes Ed so lieben konnte. Die Briefe waren alle an ein Postfach adressiert. Diana fand den Schlüssel dazu und fand den letzten Brief, abgeschickt vor drei Tagen. Sie öffnete ihre Handtasche und zog den Brief hervor. Langsam riss sie den Umschlag auf und starrte auf die Zeilen. Zögernd fing sie an diese zu lesen.
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Kuriose Menschen

Sich auseinandersetzten müssen mit Oberflächlichkeiten und einem Schuss Überdruss, ist wohl üblich in einer Grossstadt. Irgendwo in einem Café oder an der Promenade zu sitzen und die Menschen beobachten, finde ich eben gerade darum, spassig. Man ist kein Spanner, aber es tut immer wieder gut zu sehen, dass man nicht der einzige Verrückte ist. Manchmal ist es schon erschreckend, zu wissen, wie normal man ist. So passiert es, dass Menschen willenlos das Innerste offenbaren, ohne zu bemerken, dass sie beobachtet werden …

Kleine Kuriousitäten von Menschen aufzudecken, liebe ich. Mag sein, dass man oft auch nur Vorurteile hegt, aber manche Klischees werden definitiv ausgelebt, denn diese kommen wohl nicht von ungefähr.
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Alltag entschwindet

…entsorgt von Geisterhand

Stresstag, Lärm und Hektik lassen nicht zur Ruhe kommen –
Hier ein Termin, dort eine Verabredung
– Und immer die Autobahn –

Abgehetzt, abgekämpft führt der Weg Richtung Heimat- Alles läuft auf Hochtouren – Entspannung in weiter Ferne;
– Parkplatz –

Dunkel präsentiert sich die Straße, schneller Schritt führt nach Hause – Taschen, über Schultern verteilt – Schlüssel wieder irgendwo inmitten von Chaos
– gefunden –

Tür wird geöffnet, das Fluchen im Hausflur war einfach zu laut – die schwere Tasche, entsorgt von Geisterhand -Ein Lächeln empfängt dich
– Ruhe –

Ein tief berührender Blick trifft dich unverhofft – Das Universum umarmt dich – Alltag entschwindet ins Nirgendwo – Ein zärtlicher Kuss
– Frieden –

Gefühle, so tief verwurzelt in dir, haben nur auf diesen Moment ihrer Freilassung gewartet – Geborgenheit ummantelt dich –
Ein wahrlich wertvolles Geschenk ohne Worte
– Liebe –

Text: Tietze Linskens

In Fleisch und Blut – Memento vivere

Einen peppigen Horrorpsychothriller hat Frederike Witt mit ihrem Debütroman da abgeliefert. Obwohl der Plot über viele Schichten und Ebenen verfügt und sich der Schreibstil durch eine gewisse Verziertheit auszeichnet, ist das Werk hübsch knackig. So ausgefeilt die Sprache ist, es wird kein Wort mehr als nötig gesagt, um die Handlung voranzutreiben. Dieses Unterfangen gelingt dank der präzisen Szenenbeschreibung und der aufs Wesentliche beschränkten Figurenzeichnung. Letzteres erweist sich speziell bei der obligatorischen Auflösung als Glücksfall, verstärkt es doch den Aha-Effekt. Was zu Anfang noch psychologisch eindimensional anmutet, wird auf den letzten Seiten frappant logisch. Pfiffig, dieses Spiel mit den Erwartungen!
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Gemeinsam schweigen

Keine großen Worte, kein Reden. Die Anspannung des Tages, die kleinen und die großen Sorgen, die Traurigkeit und die unschönen Gefühle, das Zerren und Ziehen der anderen, ja selbst der Schmerz lässt nach.

Ruhig werden und still, nebeneinander sitzend, so nah, dass nichts dazwischen passt, nicht einmal ein liebes Wort, dafür der zärtliche Blick.
Trost gibt es auch so, gerade so und zwar nur so – zurückgelehnt, die Köpfe in den Nacken gelegt, staunend den Wolkenhimmel beobachtend, gemeinsam schweigend, Hand in Hand..

Bis der Tag zu Ende geht und es dunkel wird.

Eine vergängliche Sinfonie

Glutroter Sommerabend
Schwüle weicht nun endlich dem seichten Westwind
Musik aus der Ferne lädt zum Tanzen ein

Das Meer nur noch einen Steinwurf entfernt
sandige Tanzfläche
Millionen von kleinen Geschichten unter nackten Füßen

Das Gefühl bestimmt den Rhythmus
Haut will Haut spüren
Sinnlichkeit erwacht

Kerzenlicht flackert
kämpft um das pure Überleben
Lust führt Regie

Ein Land der Klänge, abseits von Hammer und Amboss
Ein Land der Gefühle, abseits jeder Vernunft
eine vergängliche Sinfonie nur für diesen Moment der Zweisamkeit

Eindeutige Richtung
kein Zweifel, kein Zurück
und den Millionen von Geschichten wird eine weitere hinzugefügt

Text: Heidi Tietze Linskens