In diesen Himmel will ich nicht!

„Lieber Gott, mach mich fromm, dass ich in den Himmel komm.“

Als ich Kind war, erschien mir nichts erstrebenswerter als dieser Himmel. Naiv gemalte Bilder im Kopf, die Gläubigkeit der Großeltern vor Augen, die vor jedem Essen ein Tischgebet sprachen, der wöchentliche Kirchgang mit den Eltern und dem anschließenden Besuch am Grab des toten Bruders. Halt im Glauben gesucht und gefunden, in Kindertagen, wo Glauben einfach ist, selbst zur Jugendzeit noch, als erste Zweifel kamen.

Meine Kinder wurden im Glauben erzogen, nicht vorrangig an die Kirche, sondern an christliches Handeln, geprägt von Mitmenschlichkeit, Respekt für den Nächsten und die Umwelt, Hilfsbereitschaft, Ehrlichkeit.

Dann kamen die ersten Meldungen über die Missbrauchsfälle in den USA, in Deutschland, die Kirche versprach Aufklärung und gab doch nur zu, was andere längst öffentlich gemacht hatten. Kein Wort darüber hinaus.

Diese Woche wieder eine Meldung in den Medien:
„Eine kürzlich veröffentlichte Untersuchung hatte ergeben, dass die katholische Kirche in Rom den irischen Bischöfen in einem Schreiben 1997 davon abgeraten hatte, pädophile Priester der Polizei zu melden. Selbst 2008 wurden den Ermittlern zufolge noch Beweise zurückgehalten. Der Vatikan hat erklärt, er werde sich zu „gegebener Zeit“ äußern, hat dies aber bislang nicht getan.“ (Quelle: focus online)

Nein. Ich werfe der Kirche nicht vor, dass sie Pädophile in ihren Reihen hat. Pädophile gibt es in jeder Gesellschaftsschicht, da wundert es nicht, dass sie sich auch in der Kirche finden. Aber dass die Kirche sie geschützt hat vor Strafverfolgung, dass sie ihnen ermöglicht hat, weiterzumachen, das Leid jedes Kindes, das durch diesen Schutz erst möglich wurde, das werfe ich ihnen vor.

„Lasset die Kinder zu mir kommen …“ Im Schoß der Kirche sind diejenigen nicht sicher, die ihren Schutz am dringendsten bräuchten, nämlich die Kinder. Im Schoß der Kirche haben sie Leid erfahren, weil der Institution ihr Ruf wichtiger war als das Seelenheil der ihnen Anvertrauten. Und eine solche Kirche predigt Anstand und Moral. Wäre er nicht auferstanden, würde sich Jesus im Grabe umdrehen.

„Lieber Gott, mach mich fromm, dass ich in den Himmel komm.“

Wo immer ich hinkomme, wenn es eine Tages vorbei ist: In den Himmel dieser Kirche will ich nicht.

  • Hier fehlen mir die Worte! Es ist so schrecklich „lasset die Kindlein zu mir kommen“, wie zynisch das ist!
    Doch bedeutet die Kirche mir nichts und wenn ich eines Tages in eine andere Welt gehen, so wird es nicht die Welt der Kirche sein…

  • Ja, man hat das Gefühl, dass zwischen dem Glauben und der katholischen Kirchen ein tiefer Abgrund klafft.

  • Es ist so erschütternd, dass mir oft die richtigen Worte fehlen. Du hast mit deinem Text auch einen Teil meiner Gefühle ausgedrückt – du hast eines der ungeliebten Themen wieder ein Stück näher an die Aufklärung gerückt.

  • Dieser ganze verlogene Haufen in seiner Erbärmlichkeit ist im Prinzip kein Wort wert. Allerdings: wenn alle mit den Papstbütteln zusammen in dumpfes (Ver)schweigen verfallen, was dann?
    Booahr, bei diesem und auch anderen Themen, die die katholische Kirche betreffen, erwacht in mir immer solch ein Zorn, dass es mir die Luft abschnürt! Hmpft.

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