Irische Straßen
Wer in Irland viel gucken möchte, und es gibt viel zu gucken, verlässt sich besser nicht auf öffentliche Verkehrsmittel, sondern mietet sich ein Auto. Ein optimistischer Blick auf die Straßenkarte vermittelt das Gefühl, jeden Ort der Insel binnen angemessener Zeit erreichen zu können. Die praktische Erfahrung vor Ort lehrt dann, dass die Zeit in Irland eben etwas langsamer vergeht als anderswo.
Das liegt vor allem am Zustand der irischen Straßen. Hier ein paar Survival-Tipps:
1. Irische Straßenbauer bewahren die Landschaft. Auch jeden Hubbel unter dem Asphalt.
2. Wenn du denkst: „Scheiße, ist die Straße schmal“, sei sicher, sie wird schmaler.
3. Wenn du denkst: „Jetzt passen keine 2 Autos mehr aneinander vorbei“, sei sicher, die Iren denken anders darüber.
4. Wenn dir ein Auto entgegen kommt, fahr langsamer.
5. Wenn dir ein Großfahrzeug (LKW, Bus, Traktor, Wohnmobil) entgegen kommt, halt an.
6. Wenn dir irgendwas auf einer scheinbar einspurigen Straße entgegen kommt, sei guter Hoffnung oder bete.
7. Öffne nie das linke Seitenfenster, weil dir sonst beim Gegenverkehr die Straßenbegleitvegetation an die Schulter schlägt.
8. Verlasse dich nie auf die Tragfähigkeit des linken Fahrbahnrandes.
9. Kurven haben die Veranlagung, in Gruppen aufzutreten.
10. Außer auf Autobahnen kann man in Irland keine 2 Kilometer geradeaus fahren.
11. Wo Schafe hinter einem Zaun sind, steht auch ein Schaf direkt hinter der nächsten Kurve.
12. In einer Kurve kommt dir garantiert ein Großfahrzeug entgegen, auch wenn dir vorher stundenlang niemand mehr begegnet ist.
13. Ein Schild das sagt, dass man 100 km/h fahren DARF, bedeutet, dass du dort nur unter Lebensgefahr 100 km/h fahren KANNST.
14. Der Hinweis „Slow“ (in den Gaeltacht-Gebieten „Go Mall“) hat immer einen Grund.
15. Frage dich nie, wie „slow“ du denn dort fahren musst, fahre einfach nicht schneller als du gucken kannst.
16. Wenn du im Rückspiegel eine Schlange von Autos siehst, fährst du zu langsam. Fahre bei nächster Gelegenheit links ran und lass die Schlange passieren.
17. Wenn du einen Leihwagen aus Dublin siehst, fährt er garantiert vor dir und hält den ganzen Verkehr auf. Bete, dass er abbiegt, denn er hält bestimmt nicht links an.
18. Wenn dich jemand anhupt, hast du wahrscheinlich etwas falsch gemacht.
19a. Wenn dir jemand auf deiner Spur entgegen kommt, bedenke: Du musst links fahren.
19b. Fährst du links: Sieh dem Entgegenkommenden so böse es nur geht in die Augen und setze unbeeindruckt deine Fahrt fort (doch doch, der andere weicht dann schon aus).
20. Esse nie unmittelbar, bevor du dich auf eine Küstenstraße begibst. Sie ist hügelig, hubbelig und kurvig. Nicht jeder Magen hält das aus.
21. Wenn du nicht gerade auf einer Autobahn bist, kalkuliere für 50 km eine Stunde Zeit ein. Mit Fotostopps und Pipipausen noch länger.
22. Irland ist schön. Nimm einen zweiten Fahrer mit, damit du die Landschaft wenigstens zeitweise genießen kannst.
23. Alle Iren helfen dir gern, wenn du dich verfahren hast (Okay, alle, außer einem).
„Irish streets are small.“ (Patrick)
„Irish streets are even smaller.“ (Songline)
enja
5. Sep 2011
Offensichtlich hattest du während deines Urlaubs jede Menge Spaß. Schön, dass du Land, Leute und Verkehr kennenlernen konntest. 🙂
Mumpitz
5. Sep 2011
Oh, das ist sehr nett, dass wir Leser ein bisschen Mäuschen spielen dürfen… Apropos – wie klappt denn das Rechtsfahren in Deutschland jetzt wieder?
Mumpitz
5. Sep 2011
Oh Stopp! Dieser Kommentar da oben gehört nicht zum Text! Er gehört zu dem Linksfahrtext, Mist! Diesen Text hab ich ja noch gar nicht gelesen! Entschuldigt, bin noch nicht richtig wieder da..
Mumpitz
5. Sep 2011
Deine Survival-Tipps sind großartig! Sie machen zunächst den Eindruck einer humorvollen Übertreibung, aber ich werde das Gefühl nicht los, du hast eher untertrieben, damit dir überhaupt jemand Glauben schenkt …?
Songline
5. Sep 2011
Ob ihr es glaubt oder nicht, ich habe jeden der 2.200 Kilometer auf irischen Straßen genossen. Ich hätte nur gern ein wenig mehr von der Landschaft gesehen.
Rechtsfahren in Deutschland klappt auch wieder, aber ich hätte gestern fast meinem Vater, der uns vom Flughafen abholte, gesagt, dass er auf der falschen Spur fährt 😀