Die Tür zwischen uns

Ich habe nichts
gegen die Tür zwischen uns
zugeschlagen
im Streit.

Weil ich spüre
durch sie hindurch
wie deine Hand
sich an ihr entlang tastet
und genau dort zu Ruhe kommt
wo meine längst liegt.

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Foto: Songline

Zurück zu den Wurzeln

Ich habe mir heute einen Traktor gekauft. Einen roten McCormick, so einen wie den, auf dem ich mit 10 Jahren das Traktorfahren lernen durfte, kaum dass meine Beine lang genug waren, um Bremse und Gaspedal sicher bedienen zu können. Er hat nur 5000 gekostet und ich war sofort hin und weg, als ich ihn sah. Ich brauche ihn eigentlich noch nicht wirklich, aber so langsam wird es zu anstrengend, mein Land mühsam Feld für Feld in Handarbeit zu bewirtschaften. Und da ich gerade eine gute Ernte eingefahren und etwas Geld übrig hatte, kam ich an dem Trecker nicht vorbei.

Der steht nun auf meinem zitronenbaumgesäumten Hof und wartet auf seinen ersten Einsatz. Jetzt muss ich nur noch das logistische Problem bedenken, dass ich nun auch Diesel brauche. Aber das kriege ich schon irgendwie auf die Reihe, schließlich fließt Bauernblut in meinen Adern und da ist Diesel für den Traktor das geringste Problem.
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Führ mich

Spaziergänge mit Dir

„Führ mich!“, sagst du, legst deine Hand in meine, schließt deine Augen und vertraust dich mir blind an.

Und ich führe dich, auf dem Weg, auch daneben, um Kurven und über Hindernisse. Meine Augen werden deine Augen, die dir den Weg zeigen. Meine Hand wird deine Stütze. Doch deine Ohren werden meine Ohren, denn du teilst mir nun mit, was du gerade hörst: „Da singt ein Vogel.“ „Ich glaub’, da kommt ein Bus.“ „Der Wind rauscht aber heute laut.“
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multifunktional

Ich träume
dass du mir Aufbruch bist
dorthin wo es
– anders –
und immer wieder neu
weiter geht.

Ich träume
dass du mir Halt bist
wo auch immer
– strauchelnd –
es mich in deine Arme
zieht.

Ich träume
dass du mir Endstation bist
Zielerreichungspunkt
– mein Gegenstück –
dem keine neue Suche
folgt.

Und was bin ich?
Ich bin als Frau
– per se –
multifunktional.

Sing in the shower

Heute ist „Sing in the Shower Day“. Die Badezimmersänger aller Länder haben sich auf facebook vereinigt und den heutigen 13. Mai zum Tag des Duschsingens erkoren.

Auch wenn der Tag noch keinen Einzug in die Liste der internationalen Gedenk- und Aktionstage auf Wikipedia gefunden hat, wissen sich doch die Initiatoren im Geiste mit Abermillionen Hobbysängern vereint. Und nicht nur mit diesen.
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Der Fels und die Pflanze

„Das ist die schönste Geschichte, die ich je gehört habe“, sagtest du.
Ich wurde rot: „Es ist unsere.“

Hoch oben im Gebirge war ein Fels, größer als die anderen Felsen und doch einer von ihnen. Rau war es dort oben und der Fels trotze brennender Sonne und tosendem Sturm. Eines Tages trug der Wind den Samen einer Pflanze zu ihm und der Samen fiel in eine kleine Spalte, die der Frost im Winter in den Fels gesprengt hatte. Aus dem Samen wuchs eine Pflanze heran und der Fels, der nichts als harte Felsen kannte, wunderte sich.
„Was willst du hier?“, fragte er.
„Nur bei dir sein. Du bist mir Halt und Schutz“, antwortete die Pflanze.
„Ich bin nichts, hau ab“, grummelte er zurück.
„Du bist viel mehr als nichts. Du bist stark, in dir finden meine Wurzeln Halt und Nahrung. Du bist mir Schutz gegen alles, was mir nicht wohlgesonnen ist. Lass mich bleiben.“
Der Fels wusste nicht so recht, was er tun sollte. Er war bisher gut ohne eine Pflanze ausgekommen. Andererseits: Vielleicht wäre sie ein angenehmer Zeitvertreib. So ließ er es dabei bewenden.

Die Pflanze wuchs weiter heran und bildete die ersten Knospen. Der Fels gab ihr Leben. In seiner Spalte sammelten sich Erde und Wasser, seine Vorsprünge schützen sie vor Sturm und Orkan.
„Ich fühle mich wohl mit dir“, sagte sie zum Felsen.
„Ich bin niemand, mit dem man sich wohl fühlen kann“, antwortete dieser.

Dem Fels blieb die Entwicklung der Pflanze nicht verborgen. Er sah, wie sie wuchs, er spürte, wie ihre Wurzeln an ihm Halt fanden, und heimlich erfreute er sich an ihren Blüten. Sie war da. Sie war einfach da. Und sie sah ihn anders, als die Felsen um ihn herum ihn bisher gesehen hatten.

Mit der Zeit unterhielt er sich mit ihr. Und sie begannen, gemeinsam zu träumen. „Ich bin der Fels, du die Pflanze. Irgendwann werden wir beide Wind sein und gemeinsam reisen.“

Das Gericht

„Haben Sie schon gewählt?“
William schrak hoch, denn er hatte nicht bemerkt, dass jemand an ihn herangetreten war. „Nein, einen Moment bitte noch.“

Die Entscheidung fiel ihm schwer. Er war nicht geübt darin, ein Menü zusammenzustellen, und der besondere Anlass machte die Sache nicht gerade einfacher. 40 Dollar durfte er ausgeben. Damit könnte er sich etwas Extravagantes leisten, etwas, das er nie zuvor gegessen hatte. Hummer vielleicht? Aber was wäre, wenn er feststellen müsste, dass er Hummer nicht mochte? Nein, es war besser, etwas Bekanntes auszuwählen. Weiterlesen »

Erstkontakt

am Telefon

herzklopfen
bis zum hals
die finger
zittrig
schweiß
auf der stirn

was
soll ich sagen
was
wird er sagen
ich leg
wieder auf
zu spät

seine stimme
meine stimme
alles gut

Outback

Ich höre den Lachenden Hans nicht mehr. Den Kookaburra, Bushmanns Uhr, dessen Lachen am frühen Morgen und späten Abend durch den australischen Busch hallt. Ein verrückter Kerl ist er. So wie Du.

Ich hätte Dir früher von ihm erzählen sollen. Aber ich erzähle nicht sehr viel von unterwegs, weißt Du? Kookaburras Lachen gehört zu meinem Weg und an diesem lasse ich nicht viele Menschen teilhaben. Warum ich es jetzt tue? Weil mir Dein Lachen fehlt.

Du solltest Dir seines anhören. Diesen zunächst leisen Ruf, der immer eindringlicher wird und sich in einem lauten Gelächter entlädt. Er reißt dich morgens aus dem Schlaf und lässt Dich doch milde lächeln. Kein Laut gehört so sehr zum Busch wie dieser und so nimmt man ihn an, freut sich gar daran und vergisst ihn nie.
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Superlativ

Das Schlimmste ist nicht
Dein Schweigen.
Das Schlimmste ist
die Lüge hinter dem
was Du nicht sagst.