Das Osterei des Kolumbus

OsternBrigl
Als Vorlesepatinnen haben sich die Beilengrieser Autorinnen Inge Escher und Patricia Brigl um die Buchkultur längst verdient gemacht, seit einiger Zeit betätigen sie sich auch noch als Herausgeberinnen. Löblich, löblich! Vor allem, wenn das Resultat so ausfällt wie der vorliegende Band „Aller guten Dinge sind DrEI: Ostertexte und Osterfotos von Regina Schleheck und vielen Autoren“.
Das Buch ist das Produkt eines überregionalen Schreibwettbewerbs und bietet einen gefälligen Mix aus Kurzprosa und Gedichten. Es geht (wer hätte dies bei dem Untertitel nicht erraten?) um Ostern. Ergänzt um Fotos und Comiczeichnungen, ließen rund 30 Autorinnen und Autoren ihre Gedanken um das christliche Freudenfest kreisen.
Wer nun annahm, diese hauptsächlich für ein jugendliches Publikum gedachte Anthologie würde nur Sentimentalkitsch mit Hasen und Eiern bieten, sieht sich getäuscht. Natürlich dürfen Meister Lampe und seine ovalen Mitbringsel nicht fehlen, aber inhaltlich deckt die im Magdeburger Elbverlag erschienene Textsammlung ein breites Spektrum ab.
Das Frühlingserwachen ist ein großes Thema des Buches, die Kindheit ebenfalls, Exkurse in die Politik, ins finstere Mittelalter und in ferne Länder sorgen für hochgezogene Augenbrauen und Mundwinkel, es wird dem Müßiggang gefrönt und sogar Elfen kommen vor.
Fazit: Ein überraschend vielfältiges Werk, zwar abgefasst für Kinder und Jugendliche, aber auch für Erwachsene interessant. Auf jeden Fall ein prima Ostergeschenk.


Aller guten Dinge sind DrEI: Ostertexte und Osterfotos von Regina Schleheck und vielen Autoren [Taschenbuch]
Patricia Brigl & Inge Escher (Hrsg.),
Taschenbuch, 118 Seiten,
Elbverlag, ISBN: 978-3941127098

Vom Meer verschlungen

Der Wind blies rauh über das Meer. Unruhig gingen die Wellen ineinander über. Es war die perfekte Welle, die Noelani in die Tiefe des Meeres zog. So weit unten erschien das Meer nicht tiefblau, sondern dunkel. Sie konnte nichts mehr erkennen und es wurde ihr unheimlich, bis sie in der Ferne ein verschwommenes helles Licht wahrnahm, was in ihr eine völlige Ruhe und Entspanntheit auslöste. Ihr Herzschlag verlangsamte sich und sie ließ sich in Trance versunken im Wasser treiben. Die Stille, die sie umhüllte und den Frieden, den sie in jenem Augenblick fand, machte sie selig.

Kein Windhauch war zu spüren, keine Wolke war am Himmel zu sehen. Die Sonne stand hoch am Horizont und verlieh dem Wasser ein silbernes Glänzen. Keine Anzeichen waren zu erkennen, von den Launen des Meeres.

Noelani konnte sich nicht erinnern wie sie nach Hause kam, aber sie konnte diesen einen Augenblick in der Tiefe nicht vergessen.

Der Morgen brach herein. Die Sonne ging auf und Noelani stand am Strand und starrte aufs offene Meer hinaus. Sie stieg auf ihr Surfbrett und ließ sich von der ersten großen Welle treiben. Sie bereitete sich vor sich von allem irdischen zu lösen und ließ sich vom Sog der Welle hinunter in die Endlosigkeit ziehen. Es war dunkel um sie herum. Da war kein Licht, und kein Gefühl der Geborgenheit kam in ihr auf. Ihr Herzschlag wurde schneller und sie fing an wild um sich zu schlagen und versuchte empor zu schwimmen. Noelanis Kraft ließ nach und sie schaffte es nicht, aufzutauchen. Sie konnte keinen klaren Gedanken fassen, als das Meer sie mit einem Schwall ausspuckte.

Sie hörte, wie jemand ihren Namen sagte, doch sie konnte nichts erwidern, noch die Augen öffnen oder sich bewegen. Sie sah, wie sie an den Strand gespült wurde. Jemand beugte sich über ihren Körper. Ihr Herz stand still. Was war geschehen, fragte sie sich. Eine Weile noch, sah sie dem Treiben um sie herum zu. Langsam wurde ihr bewußt, daß sie das nicht war. Das war nur ihre Hülle, die zurückblieb, doch ihre Seele wurde vom Meer für immer verschlungen.

TRAGICA TRAGOEDIA

Es war einmal in Babylon, Semiramis urbem.
Pyramus et Thisbe, waren dort geboren.
Pulcherrimae incolae sind sie gewesen,
Amabant se, doch ihre Eltern waren dagegen.
Per rimam muri loquiebantur miteinander,
Doch ihre ora et corpora fanden nie zueinander.
So beschlossen sie extra moenia convenire,
Um im umbra arboris apud sepulcrum Nini auszuleben ihre Triebe.
Ibi Thisbe sedebat, sed laena appropinquabat.
Thisbe in antrum fugiebat, wobei sie ihren Umhang verloren hat.
Laena rumpebat Thisbi velamina,
Posthac fand Pyramus ihn blutverschmiert
Und stellt sich als Verantwortlicher dar.
Non potebat tolerare infinitum Schmerz,
Et gladium punget, sich mitten ins Herz.
Das Blut lief ihm aus dem Bauch
Und spritzte ut aqua ex tubo plumbeo, bis an des Ninus Strauch.
Thisbe Pyramum quaerebat et sanguine sparsum fructum conspiciebat des Baumes.
Schon wird sie sich bewußt des bösen Traumes.
Eius corpus tremet, suum mortuum armorem videt dort,
Flet, eum invadit und sagt: „Sprich mir noch ein letztes Wort!“
Tamen solum iterum oculos aperiebat, dann war sein Leben fort.
Gladium Pyrami capiebat et inquit:
„Etiamsi nobis vivis armorem prohibuerunt, parentes,
So würdigt uns doch wenigstens eines Grabes.
Et tu, arbor, color tuorum fructuum mutet in aeternum!“
Dicebat, in gladium praecipitabat und schließlich war auch ihr Leben um.
Ihr Wunsch aber, wurde a deis et parentibus erhört
Et nunc in una urna sub arbore cum rubro pomo
apud sepulcrum Nini requiescunt ungestört.

Ans Meer

Ans Meer

Heißer Sand unter meinen Füßen,

Zieht es mich zu Dir.

Reichst bis zum Horizont.

Salz auf der Zunge,

Beseelt mich dein vertrautes Rauschen.


Weicher Sand unter meinem Körper,

Rieselt mir durch die Finger.

Sonne auf der Haut,

Ist er mein Bett,

Sanft bedeckt von kühlem Wind.


Wolkenlos öffnest du mir die Augen.

Dein strahlendes Blau

Ist mein Zelt,

Unter dem ich,

Traumverloren

Bleibe.


Astrid Barin (2005)

Foto: privat

gefährlich farblos

gefährlich farblos

ein neuer Tag bricht an
auf Gedeih und Verderb das Leben aller miteinander verbunden
wie immer

der Blick nach draußen
die Morgendämmerung wunderschön
wie immer

wie immer? oh nein, diesmal nicht!
gefährlich farblos und verseucht die Elemente
es kriecht, schwebt und verteilt sich das Restrisiko

Wahrscheinlichkeitsrechnungen ad absurdum geführt
der Mensch inmitten seiner Apokalypse
gefährlich farblos und verstrahlt

Endgültigkeit liegt in der Luft

Text und Foto: copyright Tietze Linskens

Thema des Monats April: „Es geht auch anders“

Der April naht mit großen Schritten und so ist es an der Zeit, Euch mit einem neuen Thema des Monats wieder einen kleinen Anschubser für kreative Gedanken zu geben. Das Thema des Monats ist kein Korsett, in das ihr Euch zwingen müsst, sondern einfach nur eine Anregung, euch auch (aber nicht nur) damit zu beschäftigen.

Das Thema des Monats April 2011 lautet: „Es geht auch anders“.

„Das haben wir immer schon so gemacht“ ist einer der Sätze, die ich nicht leiden kann, wenn er dazu dient, jede Diskussion über Neuerungen im Keim zu ersticken. Traditionen sind gut und Altbewährtes muss nicht zwangsläufig über Bord geworfen werden, aber: Wenn es immer nur so weiter gegangen wäre, wie bisher, säßen wir heute noch mit unseren Faustkeilen am Lagerfeuer.

Es anders zu machen, bedeutet in Idealfall Fortschritt. Gelegenheiten, etwas zu ändern, gibt es viele, zum Beispiel im Umgang mit anderen Menschen, in den Bereichen berufliche und technische Entwicklung, in Fragen von Ethik und Moral.
So bietet das Thema vielfältige Möglichkeiten, einen Text zu verfassen. Ich bin auf Eure Geschichten und Gedichte schon sehr gespannt!
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Bilder zaubern Worte – Am Meer

Ist es Euch nicht auch schon passiert, dass Ihr ein Bild gesehen habt und dachtet: Dazu könnte ich jetzt eine Geschichte schreiben? Unter dem Slogan „Bilder zaubern Worte“ bieten wir regelmäßig ein Bild an, das Euch Inspiration für einen Text sein soll.

Das aktuelle Motiv ist das Meer.

Nah und doch unendlich weit, ruhig und aufbrausend, vertraut und unbekannt, Ort der Sehnsucht und der fantastischen Geschichten: das ist das Meer. Hier spielen Kinder mit Holzschiffchen am Strand, hier gehen Piraten auf Kaperfahrt, hier treffen sich Odysseus und Captain Cook auf ihren Entdeckungsreisen. Im Hafen singt ein Matrose seine Lieder und manche Frau wartet auf die Rückkehr ihres Geliebten.

Ich bin gespannt, welche Geschichten Euch das Meer erzählt.

Ihr könnt Eure Texte auf Euren Blogs einstellen und sie werden dann hierher verlinkt. Wer mag, kann auch auf seinem Blog eine eigene Kategorie dafür anlegen. Auf dem Gemeinschaftsblog „Netzwerk“ habe ich das schon gemacht.

Und nun wünsche ich Euch viel Spaß beim Schreiben!

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Hier sind die Texte zum Thema „Am Meer“

Vom Meer verschlungen von Rejeka117

Ans Meer von Astrid Barin

Worte im Wind von Songline

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Was man nicht sieht

Am kommenden Samstag, den 26.3., gibt es im Café Stilbruch, Rentforter Str. 58, ab 16 Uhr eine interessante Lesung. Es geht dabei um den christlichen Glauben.

Was man nicht sieht – das ist beim christlichen Glauben wie bei einem Eisberg der wesentlichere Teil. Verschiedene Autoren haben sich ihre Gedanken zu dem Thema gemacht. Dabei spielt es keine Rolle, ob es um Gott oder seinen Widersacher geht.
Worum es genau geht, wird aber nur erfahren, wer an dem oben genannten Tag zur Lesung kommt oder ein Exemplar des Buches kauft, das im Nürnberger Sperling-Verlag erschienen ist. Mehr als fünfzig Wortkünstler haben für dieses Buch inspirierende Kurzgeschichten geschrieben. Einige der im Band vertretenen Autoren lesen ihre Geschichten am Samstag. Unter ihnen befinden sich die Lokalmatadoren Harry Michael Liedtke und Rainer Wüst. Weitere Autoren sind Ingrid Dressel, Perdita Klimek, Brigitta Wullenweber und Lidia Piechulek. Weitere Auftritte von Überraschungsgästen sind durchaus wahrscheinlich. Man darf also gespannt sein.
Auf großen Zuspruch freuen sich die Autoren und auch die Gastgeber des Café Stilbruch.

Lesung: Was man nicht sieht, Glaubensgeschichten, Buchpräsentation
Termin: Samstag, 26.3.2011, 16 Uhr
Ort: Café Stilbruch, Rentfoter Str. 58, Gladbeck

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der wahn

es ist der wahn, der mich treibt
und doch normal, ein kind dieser zeit
ein krankes hirn, das keiner erkennt
eine sucht, die wie ein feuer brennt
grelle schreie, ein zuckender leib
gequälte seele, ein körper im krampf
wirre blicke, panische angst
totale zerstörung, ein lautloser kampf
eisige kälte, ringsherum
steriles denken, alles stumm
starre gesichter, mitleidlos
kein erbarmen, kein gnadenstoß
innerer friede, der blanke hohn
der wille zu leben, was nützt er schon
von innen zerfressen, der körper zerstört
die seele getötet, kein flehen erhört
lebende tote, geopfert im rausch
grausames denken, das leben im tausch
dem nichts übergeben, geerntet das leid
die seele zertreten, ein kind dieser zeit

Mumpitz in Concert

Hört, ihr Leute: Der Große Mumpitz alias Andreas Gers gab dieser Tage in Gladbeck ein bemerkenswertes, denkwürdiges Konzert. Einen ausführlichen Nachbericht (von mir) gibt es hier:
http://www.ruhrstadt-netzwerk.de/application/cms/website.php?page=4630&form=newsFeedDetailview&report_entry_key=4608
Über fleißiges Anklicken des Artikels würde ich mich freuen.

Hier ein Auszug aus dem Artikel:

Am Samstag, dem 12. März fand in der Ruhrstadt Gladbeck etwas statt, was es so eigentlich gar nicht mehr gibt: Ein klassisches Liedermacherkonzert!

Los ging es mit dem bei Genrekennern bereits als Geheimtipp gehandelten Schelmenlieddichter Andreas „Mumpitz“ Gers, der übrigens nicht das erste Mal in Gladbeck auftrat. In seinem Programm stellte er ausführlich seine neue CD „…und dazwischen“ vor, die vor wenigen Monaten im Café Stilbruch aufgenommen wurde (zu beziehen ist die Scheibe am einfachsten über die Website des Künstlers: http://www.andreas-gers.de/lieder-musik.html)

Der Wortspielmeister aus dem Kreis Coesfeld brauchte keine zwei Gedichte, um das Publikum wie eine Wand hinter sich zu haben. Mit seinen vor Hinterlistigkeiten, Spitzfindigkeiten und Kalauern nur so strotzenden Lyrik- und Liedtexten brachte er die Zuhörer zum Jauchzen, mit seinen eingängigen Gitarren- und Harprhythmen zum Schwofen und Mitsingen. Ob es nun um verliebte Klinken, Madagaskar, Krokusse, Truthähne, Zauberlieder oder gefräßige Aquariumfische ging, die Gäste waren nur zu gern „in seinen Zeilen … und dazwischen“.

Unerwähnt soll an dieser Stille nicht Andreas Gers’ Auftrittspartner Michael Pospisil an den Percussioninstrumenten bleiben, der sich an diesem Abend zum Wohlgefallen des Hauptinterpreten mal nicht verspielte (kleiner Insider-Gag!).

Einen weiteren Artikel möchte ich auch nicht verschweigen, es ist ein Artikel in der WAZ (und nicht von mir):
http://www.derwesten.de/staedte/gladbeck/Die-alternative-Nacht-der-Lieder-id4414354.html