Augenblicke, die berühren

In der neuesten Anthologie aus dem Magdeburger Elbverlag sind diesmal 5 (!) Netzkritzler-Autoren vertreten: Angie Pfeiffer, Brigitte Vollenberg, Dirty Harry, Mumpitz und Songline.

Aus diesem Grund weisen wir besonders gern darauf hin, dass das Buch am 26.12. um 16.00 Uhr im Rahmen einer Lesung im Café Stilbruch in Gladbeck (Rentforter Straße) präsentiert wird.
125 Autorinnen und Autoren aus sechs Ländern sind in dem Band versammelt und sorgen mit ihren Kurzgeschichten, Gedichten, Haiku, Akrosticha und Elfchen für Nachdenklichkeit und Amüsement.
Eine erstrangige Schriftstellerriege findet sich am 2. Weihnachtstag für einen repräsentativen Querschnitt zusammen. Angelika Heßmann aus Witten, Bibiana Maria Ermrich aus Münster, Regina Schleheck aus Leverkusen, Dorothea Möller aus Hamm und Kathrin Reinemann aus Nimshuscheid lassen es sich nicht nehmen, im Café Stilbruch aufzulaufen. Aus Zürich reist Philipp Studer an, Ursula Lübken-Escherlor aus Wilhelmshaven. Die auch als Malerin aktive Essenerin Angelika Stephan wird nicht nur lesen, sondern die Gelegenheit für eine Ausstellung ihrer in Öl und Acryl gefertigten Bilder nutzen. Durchs Programm führt Harry Michael Liedtke.

Was: Autorenlesung „Augenblicke, die berühren“
Wer: AutorInnen der neuen Elbverlag-Anthologie
Wo: Café Stilbruch, 45964 Gladbeck, Rentforter Straße 58
Wann: Am 26.12.2010 um 16.00 Uhr
Wie viel: Der Eintritt ist frei.

„Augenblicke, die berühren“: Anthologie mit 125 Autoren aus 6 Ländern
ISBN 9783941127074, Flexibler Einband, 176 Seiten, Sonstiges, erschienen am 30.11.2010 bei Elbverlag

Statussymbol Kind – ist nicht ganz ernst gemeint ;)

Wenn die Kinderplanung soweit ist, will man alles daran setzten, dass das Kind nur das Beste vom Besten bekommt. Angefangen von den beruhigenden Klängen der pränatalen Förderung der Gehirnstimmulation bis hin zum Prämium-Wickelkurs.

Und kaum geboren, schon wird der Konkurrenzkampf gestartet, wer wiegt mehr, wer ist grösser, wer braucht schon Pampers, wenn er aufs Töpfchen kann?!
Die Auswahl an Babyausstattung ist enorm und die Wucht an Information und Ratschlägen sind nicht immer hilfreich… Hauptsache stylisch, damit man bei den anderen Eltern hipp ist. Und bitte kleiden Sie Ihre Kinder nach Geschlecht in Rosa und Blau, denn nichts kann so unglaublich peinlich sein, wie wenn von Fremden zu hören bekommt, „Och, der ist aber süss“ und in Wahrheit ist es ein Mädchen.

Natürlich darf man nicht vergessen, dass man das Kind früh genug beim Elite-Kindergarten anmelden muss, den geknüpfte Kontakte in der Spielgruppe kann das Kind ein Lebenlang begleiten, vielleicht ist Kevin aus der Gruppe „Tiger“ einmal der zukünftige Chef Ihres Kindes, und es wäre ja blöd, wenn man sich sein ganzes Leben schon verspielt hat.

Die meisten Eltern haben Angst, aus ihrem Sprössling wird kein Banker, Arzt, Anwalt oder Politiker.
Also was tut man nicht alles um jegliche Kurse zu belegen, die angeboten werden. Der Schreck ist gross, wenn aus dem Sprössling „nur“ ein Bürogummi wird.

Aber seien Sie unbesorgt, es gibt Kinder, die haben ihren eigenen Trott. Sie sind vielleicht schlecht in der Schule, dafür sind sie erfolgreich im Beruf.
Man muss sich also kein Einstein „züchten“, übrigends, der hielt nicht viel von der Schule, brach diese, als er 15 Jahre alt war ab und machte durch Umwegen das Abitur, bis er schliesslich zu dem wurde was er war und dafür den Nobelpreis erhielt.

Unbestritten steht das Wohl des Kindes an erster Stelle, doch buhlen Eltern nicht auch ein bisschen um den Status? Bildlich gesprochen, das Kind, welches im teuersten Kinderwagen liegt, wird mit 18 einen Porsche in der Garage haben?

Ein Kind braucht Liebe und einen guten Schuss Vertrauen der Eltern, das ist wohl mit keiner Kreditkarte zu begleichen…

Im Kaufrausch

Wir sind Opfer, und das sind wir alle, ob gewollt, oder ungewollt sobald wir ein Warenhaus oder Supermarkt betreten. Eigentlich geht man in einen Laden, mit der Absicht ein Produkt zu kaufen. Gutes Beispiel ist, wenn man am Samstag in einen Supermarkt geht und nach dem Einkaufszettel einkaufen möchte. Doch auch wenn wir mit Scheuklappen durch das Labyrinth der Regale unseren Weg mit dem Einkaufswagen bahnen, ist das was man wirklich braucht, irgendwo unten, ganz oben oder hinter einem anderen Produkt versteckt. Auch die Schleichwerbung, Aktionen oder die Produkte mit den getarnten Tiefstpreisen*, stehen wie Bäume im Weg und da gibt es leider kein Vorbeikommen, oder sie laufen einem gar nach, wenn eine nette Dame, ein netter Herr sie anpreisen:

„wollen Sie nicht noch…probieren?…neues Produkt….besser als je zu vor….wenn Sie es nicht kaufen, kommen Sie in die Hölle…“

Schlussendlich hat man eine Tüte mit Kram gekauft, die weder auf dem Einkaufszettel standen, noch wirklich lebensnotwendig gewesen wären. Ja, das kann einem schon Angst machen, am meisten, wenn man sein Geld einteilen müsste… Aber das ist wohl die leise unterschwellige Verführung und von den Machern gewollt. Ein Entkommen, gibt es nicht, jedenfalls ist meine Wenigkeit immer daran gescheitert…

Billig ist gut und recht, doch ist immer das billig, was man eigentlich nicht haben müsste, aber auch hier, ist die Versuchung gross. Zu warten bis das Objekt den Preis angeschrieben bekommt, den man eigentlich bezahlen will, ist das Warte lange, und dann, wenn es so weit ist, gehört das Modell ins Antikenmuseum. Aber egal, „Geiz ist Geil“ und wir Konsumenten sind das schliesslich auch – ich meine geizig! 😉
Warum nicht mal Feilschen, wie auf dem Basar? Habe ich schon mal probiert, und ich gebe zu, es hat geklappt! Naja, der Verkäufer war baff. – Es war dennoch teuer, aber immerhin fast ein Tausender gespart. So hat auch das Sparschwein Freude! – Ach ja, der Verkäufer, ist heute kein Verkäufer mehr…

Es ist oftmals völliger Quatsch, dass Männer Spassbremsen sind beim Einkaufen. Und seien wir Frauen doch mal ehrlich, zum Tragen der Taschen kann man sie gebrauchen 😉
Doch was ist, wenn das Exemplar Mann plötzlich auch zum Shopaholic wird? – Klar, seinen Wunsch äussern, wenn man Glück hat, zieht man den Jackpot und erhält auch was schönes, neues, glänzendes von ihm… 😉

Aber egal: Shoppen ist für manche eine Art Therapie, und wenn man dies auch in Massen betreibt, billiger als ein Psychiater.

*getarnten Tiefstpreisen: Produkte, die entweder der Konkurrenz (Discounter) angepasst wurden, oder Produkte, bei denen man vorgaukelt mehr Inhalt für den gleichen Preis zu erhalten (dabei ist die Verpackung einfach grösser, Gewicht und Inhaltsmenge gleich)

Townships, Aids und Aufbruchstimmung

…nur einige der vielen unterschiedlichen Facetten Südafrikas..
Eine persönliche Betrachtung

Kapstadt- moderne Millionenstadt mit so vielen unterschiedlichen Gesichtern präsentierte sich gleich zu unserer Begrüßung von ihrer stürmisch sonnigen Seite. Entlang der Autobahn erblickten wir die ersten Armenviertel. Zäune, über die der Müll geworfen wurde;   Ziegen und Kühe, die dort noch Verwertbares suchten, Baracken (shags), die kaum den Stürmen hier standhalten können, daneben, davor und dahinter gleich die von der Regierung erbauten Häuser mit Strom- und Wasseranschluss. Später sollten wir bei einem Gang durch die Townships mehr erfahren- jetzt brachte uns der Minibus erst einmal ins Zentrum.

Der Tafelberg thronte in seiner gesammten Schönheit hoch über der Stadt, wolkenfrei ließ er uns zwar staunen, aber nicht einmal hinauf, der Sturm war zu stark, die Gondel fuhr nicht. Hochhäuser, Art-Deco-Bauten- alte Villen und herrschaftliche Häuser zeigten sich im Sonnenschein in ihren Glanz, ebenso das wunderschömne WM-Stadion. Sauber war es hier überall. Menschenmassen eilten an uns vorbei während  Schwarze und Mischlinge (coloured genannt) neben ihren Obst-und Getränkeständen  geduldig auf Kundschaft warteten und auf dem Greenmarket wurden all die Urlaubssouvenirs aus ganz Afrika angeboten. An den Kreuzungen sammelten sich die Arbeitslosen, in der Hoffnung für ein paar Euro einen Tagesjob zu ergattern, bei 50% Arbeitslosigkeit reine Glückssache.

Townships
Doch ich will nicht über das reiche, pulsierende Kapstadt erzählen, sondern von meinem Eindrücken, die ich inmitten der Townships sammeln konnte.
Mit einem Führer, ehemals Lehrer, gehen wir durch die riesigen Siedlungen. Die gepflegten Häuser der schwarzen Mittelschicht mit kleinem Garten finden sich gleich neben den heruntergekommen Hostals, wo sich circa 8 Männer (fern der Familie auf Jobsuche) zwei Schlafräume teilen, ein Plastikschlauch in einer feuchten Ecke ersetzt die Dusche, Spüle und ein 2-Plattenherd werden betrieben mit Prepaidstrom oder auch schon einmal von geklautem Strom. Die nicht genehmigten shags schließen sich an; mittlerweile zur Verfügung gestellte Dixietoiletten (Reinigung einmal wöchentlich) begrenzen das Bauland, sowie die dahinter befindliche Autobahn und die Bahngleise.

Sauber, ja, es ist tatsächlich sauber hier. Nicht nur, dass überall frisch gewaschene Wäsche hängt, auch die Wege sind ohne Müll, werden gefegt und die Bewohner achten trotz ihres monotonen, mal wieder arbeitslosen Tages auf ihr eigenes Äußeres und ihr Heim.
Lethagie und Apartheit liegt in der Luft, wird nur durch singende und spielende Kinder unterbrochen, die den Kindergarten und die Schule nicht besuchen können, da diese öffentlichen Einrichtungen nicht umsonst sind. Die von stattlicher Seite gebauten Reihenhäuser zeigen sich sehr unterschiedlich. Manche würden schon mehr als einen neuen Anstrich gebrauchen, andere erscheinen sehr gepflegt. Schaut man in den Hinterhof, so entdeckt man hin und wieder shags, für die die Hausbesitzer auf ihrem Grund und Boden jetzt Miete von den Nutzern verlangen oder gar selbst darin wohnen und verbotener Weise so gegen Bares ihr geschenktes Haus versilbern.

Aufbruchstimmung
Der nächste Weg führt laut Schild zu einem privaten Kindergarten und einer kleinen 2-Zimmer-Pension. Beides ist in Eigeninitiative entstanden.
Helfe ich mir nicht selbst, hilft mir keiner- ein Gedanke, der so ganz langsam erste Früchte trägt.Für die Kinder einiger berufstätiger Mütter wurde kurzerhand die Wohnküche in einen Gruppenraum umfunktioniert. Mittlerweile wurde das Haus aufgestockt und es verweilen dort bis zu 100 Kinder, in drei Altersgruppen aufgeteilt, Mittagessen, Singen, Tanzen, erste Bildungseinheiten inklusive und ganz wichtig dabei:
-Das Lernen, Nein sagen zu können (um so dem Missbrauch endlich das Deckmäntelchen der Verschwiegenheit zu entreißen)-
Ein straffer Tagesplan gehört ebenso dazu.Für die wenigen berufstätigen Mütter ein gutes und bezahlbares Angebot.
Ein Friseur, eine Schneiderei und eine kleine Reparaturwerkstatt haben sich auch schon etabliert.
Die erste Pension für Reisende aus aller Welt und jeder Farbe, während der WM ein beliebter Ort für Rucksacktouristen, ist mittlerweile nicht mehr die einzige ihrer Art hier. Heute noch kann Vicky, die Inhaberin, gut davon leben. Leben auch deshalb, weil der Staat endlich die notwendigen Medikamente für ihre Erkrankung umsonst zur Verfügung stellt.

Aids
Ein Thema, welches noch vor einigen Jahren totgeschwiegen wurde und so zur weiteren Verbreitung und zum sicheren, schnellen Tod führte. Die Regierungen selbst sind schuld an der rasanten Ausbreitung in Südafrika, da jahrelang nicht gehandelt und alles verschwiegen wurde. Der Präsident selbst hatte nach dem nächtlichen Besuch bei einer infizierten Prostituierten den Reportern auf die Frage nach Schutz und Verhütung geantwortet:
„Ich habe geduscht und ernähre mich gesund, besonders viel Rote Beete und Rhabarber.“
Erst die weltweiten Aidskonferenzen konnten ein Umdenken bewirken und das Thema gehört nun endlich in Kindergärten und Schulen zum Lehrplan. In jedem öffentlichen
Gemeinschaftsraum stehen kostenfreie Kondome zur Mitnahme bereit, so wie hier in diesem Township gleich neben den Chipstüten auf der Theke.

Es sind kleine Schritte, viele müssen noch gewagt und bewältigt werden, aber es ist ein Anfang.

Text und Fotos: Tietze Linskens

Ein Fremder ohne Namen

… Aber das war nichts, was Johnny Saint-Clair schocken konnte. Dafür hatte der Dämonenjäger schon zu viel erlebt. Kalt lächelnd zückte er seine Beretta, legte an und feuerte eine Silberkugel auf den Blutsauger ab. Getroffen griff sich der Vampir an die Brust, ein tierisches Röcheln entfloh seinem weit aufgerissenen Rachen, dann schlug er lang hin, wand sich unter Krämpfen am Boden und zerbröckelte leise raschelnd zu Staub.

Grafik: Tobias Hoeft

Sehr schön! Jason Darkness setzte einen Punkt und beendete damit ein weiteres Kapitel seines neuesten Schmökers. Zufrieden lehnte er sich zurück. Seit nunmehr 38 Jahren schrieb er Heftromane, vornehmlich Horror, und seine Bilanz war Ehrfurcht gebietend. Besonders, was seine Hauptserie anging: 2885 Bände in der Erstauflage, 776 Taschenbücher, 8 Paperbacks. Jawohl, er durfte von sich behaupten, das Gruselgenre bereichert, es mitgeprägt zu haben.
Tock! Tock, Tock! Es klopfte an der Haustür. Und zwar so laut, dass Jason es problemlos in seinem Arbeitszimmer zwei Flure weiter hören konnte. Wer kommt denn so spät noch vorbei, dachte er stirnrunzelnd, erhob sich aus seinem Bürostuhl und ging zum Vordereingang.
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Es grünt so grün …

Saturn: Geheimnisvolle Signale – ein Nachbericht von Harry Michael Liedtke zur Lesung

Am 1.11.2010 erstrahlte das Café Stilbruch im Gladbeck-Quadranten nicht im gewohnten Rot, sondern in einem überirdischen Sattgrün. Der Grund: Der starke Einfluss des Saturn!
Zwei kürzlich erschienene Anthologien über den kosmischen Gasriesen bildeten den Anlass für eine wahrhaft sphärische Lesung. Anja Rosok aus Kornwestheim bei Stuttgart, Stefanie Oddei aus Herten und meine Wenigkeit trugen im ersten Teil der Veranstaltung unsere Beiträge in den beiden von Michael Milde im Erlangener Wunderwaldverlag herausgegebenen Büchern „Smaragd Saturn“ und „Im Jahr des Saturn“ vor. Das Publikum in der prall gefüllten Stilbruch-Lounge lies sich willentlich ohne Zögern in die unendlichen Weiten entführen, und obwohl drei wirklich starke Texte zum Einsatz kamen (man verzeihe mir das Eigenlob), ist dies nicht bloß ein Verdienst des Autorentrios.
Neben der vorzüglichen Light Show von Thomas Müller sorgten die spacigen Töne des Gladbecker Experimentalmusikers Axel Herberhold ganz wesentlich für die richtige Stimmung und einen gelungenen Leseabend. Mit zum Teil ungewöhnlichen Instrumenten erzeugte das Mitglied des Lyrikduos KrAWuMM einen extraordinären Klangteppich (wer hätte gedacht, dass sich die Borsten einer Handbürste famos zur rhythmischen Vibration eignen?). Kleiner Tipp am Rande: Am 15.11. ab 20:00 hat man im Café Stilbruch Gelegenheit, mehr von diesem sensationellen Soundkünstler zu hören).

Foto: Anja Rosok

Zusammenfassend ist zu sagen, dass bei dieser stimmungsvollen Musikuntermalung und dem fachmännischen Rücken ins rechte Licht einfach keine Langeweile aufkommen konnte. Wir Autoren hatten es also leichtes Spiel, und das galt auch für den zweiten Part der Lesung, zu dem unser Raumschiff wieder auf dem Heimatplaneten landete. Zwar hatten die in diesem Block dargebotenen Texte ein gerüttelt Maß Weltfremdheit zum Inhalt (Frau am Steuer, ein verträumter Tritt in einen Hundehaufen und das ausufernde Brainstorming einer Comic-Book-Redaktion), doch spielten die Geschichten allesamt auf Mutter Erde. Das machte aber nichts, denn die Strahlkraft des Saturn war an diesem Tag zu stark, als dass die terrestrische Atmosphäre das Weltraumfeeling hätte schmälern können.

http://www.wunderwaldverlag.de/Titel/Saturn.htm
http://blog.fragmente-literatur.de/?p=1714

Pulp ist chic!

Werbung in eigener Sache!
Wie einige von euch bereits wissen, schreibe ich an einer neuen fortlaufenden Heftserie mit, welche die große Zeit des Pulp wiederaufleben lassen soll. Zugegeben, Perry Rhodan, John Sinclair und Jerry Cotton sind noch nicht tot (im Gegenteil, Geisterjäger-Sonnyboy Johnny ist mit einer wöchentlichen Auflage von 35.000 Exemplaren zum Beispiel überaus vital), aber viele alte Kämpen wie Professor Zamorra, Tony Ballard, der Dämonenkiller oder Damona King sind von uns gegangen oder fristen ein Untotendasein in ebenso dicken wie laschen Hardcoverfolianten.
Also doch Zeit für was Neues: Lit.Limbus!
Der Untertitel „Geschichten aus der literarischen Vorhölle“ lässt es vermuten: Es ist kein trivialer Schund, der hier geboten wird, sondern gepflegter Grusel mit satirischem Einschlag. Ich darf mal den offizielle Anreißer zitieren:
„Die Wege der Autoren kreuzen sich rein zufällig, doch der Himmel der Literatur steht nur den Besten offen. Der Einsatz ist hoch: 500 Euro für den, der bis zur nächsten Leipziger Buchmesse einen lukrativen Buchvertrag ergattert. Doch hinter den Kulissen geht es um mehr. Gott pokert mit dem Teufel. Mephisto, Fürst der Hölle, lädt Johann, den Dichterfürsten, zum letzten Würfelspiel vor dem jüngsten Gericht. Der Club der Toten Dichter wirft die Macht des Thanatos in die Waagschalen des Schicksals.“
Wer jetzt bereits neugierig geworden ist, der checke diesen Link:
http://www.litlimbus.de/Index.htm

Lit.Limbus Band 1


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Boogie with the Preacher

Die Nacht der offenen Kirchen in Dorsten-Barkenberg – ein Nachbericht von Harry Michael Liedtke

Jetzt ist es passiert! Man konnte eigentlich damit rechnen. Der Große Mumpitz Andreas Gers hat mit seinen fetzigen Rhythmen ein Gebäude zum Einsturz gebracht. Eine Kirche noch dazu! Ich übertreibe nicht. Das ist kein Scherz, sondern heiligster Ernst. Was dem Teufel in jahrtausendelangem Bemühen nicht gelang, schaffte der Große Mumpitz – unterstützt von seinem treuen musikalischen Begleiter Heiner Wilke – in 5 Minuten mittels seiner Gitarre. Sein Church Rock hat ein Gotteshaus gesprengt. Das musste ja so kommen! Thrummm! Erst explodierte die majestätische Orgel, dann kam die Decke runter. Wer es nicht glaubt, der mag sich nach Dorsten-Barkenberg zur Barbarakirche begeben, wo sich dieser bedeutende Akt in der Rock’n’Roll-Historie ereignete und die Aufräumarbeiten noch immer im Gange sind.
Glücklicherweise fand die Rahmen gebende Nacht der offenen Kirchen gleich an zwei Locations statt, sodass die Auseinandersetzung mit dem Leitmotiv „Von der befreienden Kraft der 10 Gebote“ nicht unterbrochen werden musste.

Foto: Sabine Bornemann


Neben der katholischen Barbarakirche lud das zu Fuß keine zwei Minuten entfernte evangelische Gemeindezentrum zu Kunst und Kultur. Im steten Wechsel wurde die Veranstaltung durchgeführt – mal hüben, mal drüben. Eine gute Gelegenheit für das Publikum, sich zwischendrin auch mal die Beine zu vertreten, denn geboten wurde viel, sowohl für die Ohren als auch für die Augen.
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Mumpitz im Stilbruch

Am Montag, dem 25. Oktober, gab es im Gladbecker Café Stilbruch etwas ganz Besonderes zu sehen: nämlich das Lieder-und-Lyrik-Programm „Zylinderkopfdichtung“ von Andreas Gers.

Foto: Julia Röken


Warum der Nottulner Schelmendichter den Ehrfurcht gebietenden Künstlerspitznamen „Der Große Mumpitz“ trägt, war nach einem etwa dreistündigen Gig (!) allen Anwesenden im gut gefüllten Zuschauerraum sonnenklar. Ein Sprachakrobat knalligsten Kalibers hatte wortspielerische Überschläge ohne Unterlass dargeboten – mit Witz und doppelten Böden. Sofern den geistreichen Reimen nicht andächtig gelauscht oder bei den zahlreichen Schenkelklopfern nicht laut geprustet wurde, war das Publikum damit beschäftigt, Beifall zu spenden. Auffällig oft drang auch ein anerkennend gerauntes „Wie Reinhard Mey“ durch die Lounge. Wohl wahr!
Sowie der große Mumpitz seine Gitarre(n) zur Hand nahm, war man den alten Liedermachertagen, in denen die Insterburgs, Fesls oder Waders regierten, wieder ganz nah.
Es maugelte der Schlupp aus dem grusen Lohr, Gnukuhverse erklangen, Auer- und Truthähne beinhaltendes Jägerlatein wurde fabuliert, das Herz Afrikas pochte heftig, die Nöte einer unglücklich verliebten Türklinke kamen zur Sprache und und und. Kurzum, es war ein unvergleichlicher Abend voller Froh-, Wort- und Hintersinn. Nur das faule Krokodil, das linste öde.

stürmisch bunt

copyright: Tietze Linskens

stürmisch bunt – entwurzelt – der heimat entrissen – taumeln sie machtlos ihrem schicksal entgegen

erreichen schwindelnde höhen – wärmen sich ein letztes mal im glanze der sonne – sinken dem boden entgegen – landen hart auf dem dunklen asphalt

andere betten sich weich – ohne weiteren aufschub – auf einer lichtung inmitten einer decke gleichgesinnter – vielleicht an den ufern eines Baches – manche gar in ihm – um dort als botschafter der vergänglichkeit ins nirwana der zeiten zu fließen

ein besonders schönes exemplar – von besitzergreifender hand ausgewählt – zwischen die seiten des geheimen buches gelegt – manchmal vergessen – manchmal am nächsten tag schon verewigt in einer schatztruhe der erinnerungen – entkommt so für kurze zeit dem sturm der endlichkeit

die heimat dieser entwurzelten – einst selbst entkleidet bis auf die nackte Haut – erwacht nach langem, kalten traum – neigt ihr haupt nur dem wind – wiegt sich wissend in neuer, stets wiederkehrenden pracht

für eine gewisse zeit

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Text und Foto Tietze Linskens